Pressestimmen zu Beckers Wimbledon-Triumph 1985
London (dpa) - Nach seinem Wimbledonsieg am 7. Juli 1985 wird Boris Becker in der ganzen Welt gefeiert. Die Deutsche Presse-Agentur dokumentiert ausgewählte internationale Pressestimmen vom Tag nach dem gewonnenen Finale gegen den Südafrikaner Kevin Curren:
GROSSBRITANNIEN:„The Star“: „Curren wurde von dem 17-Jährigen geradezu unterjocht. Becker hat die Wimbledon-Geschichtsbücher umgeschrieben.“
„The Sun“: „Wimbledon-Wunderboy! Boris ist mit 17 Tennis-König. Der Sieg hat ihm die Tür zum Reichtum aufgestoßen.“
„Daily Mail“: Sonntagnachmittag um 17.26 Uhr hat Boris Becker seine Arme in die Luft gerissen, seinen Kopf zurückgeworfen und einen Schrei ausgestoßen, der die Luft in Wimbledon durchschnitt. Genau zu diesem Zeitpunkt hat sich Beckers Leben für immer verändert. Das gilt aber auch für das wichtigste Tennisturnier der Welt.“
„The Mirror“: „Becker rasiert sich noch nicht und ist nicht einmal alt genug für einen Führerschein in der Bundesrepublik. Aber er ist auf einer Bühne dramatisch gereift, die zu seinem Thronsaal werden sollte.“
„Daily Express“: „Boris Becker stand groß und aufrecht wie ein preußischer Gardist, den goldenen Cup wie einen glänzenden Helm auf seinem Kopf. Kaiser Boris I., der Teenager-König von Wimbledon, wurde tatsächlich gekrönt. Jetzt fragt sich jeder, wie lange er regieren wird.“
„Irish Times“: „Becker hat die alten Formeln ausgelöscht.“
„The Sporting Life“: „Der 17 Jahre alte Deutsche überwand den aus Südafrika stammenden Kevin Curren in einem Blitzkrieg. Der Junge hat die Buchmacher viel Geld gekostet.“
„The Guardian“: „Es hat schon bessere Endspiele gegeben, aber keine Vorstellung von solch erstaunlicher Qualität von einem Spieler mit solch begrenzter Erfahrung.“
SÜDAFRIKA:„Beeld“: „Kevin ausgebummt - die Kraft von Boris zerstört Südafrikas Hoffnung! Becker ist ein Wagehals ohne Angst mit der Ausgelassenheit eines Jungen im Körper eines großen Mannes. Er sorgte dafür, daß man ihn nicht vergessen wird, solange Tennis gespielt wird.“
SCHWEIZ:„Neue Zürcher Zeitung“: „Das Auftreten des Teenagers war nicht nur unbekümmert und selbstbewußt, sondern schon nahezu frech und von fast unverschämter Kaltblütigkeit. Er schien zu vergessen, daß er als junger Berufsspieler an sich erst die Lehrjahre absolvieren müßte, und zeigte dem Routinier respektlos den Meister.“
„Tages-Anzeiger“: „B.B. - ein neues deutsches Idol! Nur jubeln muß er noch besser lernen. Wie er nach einem wichtigen Punkt beide Fäuste ballt und aggressiv herumhüpft, ist für einen Champion nicht angebracht.“
FRANKREICH:„Le Matin“: „Ein Herr ist geboren.“
„France-Soir“: „Eine Bombe ist geboren.“
„Liberation“: „Das Finale hat einen kleinen Überbegabten geboren. Becker scheint nur Qualitäten zu haben. Aber es ist zu früh zu sagen, wer er wirklich ist und wie die Mythologie des Tennis diesen dicken Jungen mit den Albino-Wimpern einordnen wird.“
ITALIEN:„Stampa Sera“: „Wegen der schrecklichen Wucht seiner Aufschläge wird er „Bumm Bumm“ genannt. Aber sein Tennisspiel basiert nicht nur auf Kraft und Wucht, es hat Klasse und Stil. Er kann musikalische Muster mit dem Schläger zeichnen, er hat Mut und Zähigkeit und ein gewinnendes Temperament. Die nötigen Gaben, um an die Spitze zu gelangen.“
USA:„Los Angeles Times“: „Vielleicht war es Magie. Vielleicht auch ist Boris einem Labor entsprungen.“
„Dallas Times Herald“: „Becker hatte keine Hilfe, außer, vielleicht, dem Augenzwinkern der Tennis-Götter, oder dem der Gebrüder Grimm.“
„The Hartford Courant“: „Dann küßte ein strahlender Boris Becker die Trophäe und hielt sie so hoch, daß jeder sie sehen konnte. Sie leuchtete so golden wie sein Haar. Und seine Zukunft...“
„Newsday“: „Die Welt hat nicht nur einen neuen Tennis-Champion, sie steht auch auf der Schwelle zu einer neuen Ära. Die Generation des Baby-Booms hat ein As auf den Tisch gelegt.“
„The Washington Post“: „Vielleicht war er zu jung, um zu wissen, daß er zu jung war, um Wimbledon zu gewinnen. Das Versprechen ist da, aber es ist noch viel zu früh, um es einzulösen. Auch wenn man der neue Mozart wird, muß man seine Melodien doch Note für Note spielen. Wenn Becker noch viel kräftiger wird, wird man ihn wohl in Ketten legen müssen.“