Rätselraten um Kohlschreiber und Zverev bei US Open
New York (dpa) - Die US Open haben für seine Spitzenspieler noch nicht einmal begonnen, da macht sich Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann schon intensiv Gedanken um den Härtetest in der Woche danach.
„Es ist wichtig, dass ich hier vor Ort bin und viele Gespräche führen kann“, sagt der Bundestrainer der deutschen Tennis-Herren. Unmittelbar nach dem Ende des vierten und letzten Grand-Slam-Turniers der Saison 2016 steht für den Deutschen Tennis Bund ein fast noch wichtigerer Termin auf dem Jahresplan.
Vom 16. bis 18. September kämpft die DTB-Auswahl in Berlin gegen Polen gegen den Abstieg aus der Weltgruppe der besten 16 Nationen. Mit welchen Spielern und damit verbunden mit welchen Chancen sie diese Aufgabe angehen kann, hängt auch von den kommenden zwei Wochen auf den blauen Hartplätzen und den noblen Behandlungskabinen im Flushing Meadows Corona Park im New Yorker Stadtteil Queens ab.
„Ich bin selber gespannt und muss mich auch ein bisschen überraschen lassen“, sagt Kohlmann vor den ersten Auftritten seiner nominellen Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev. Die deutsche Nummer eins Kohlschreiber bestreitet ihr Erstrunden-Match am Dienstag (19.00 Uhr) gegen den Franzosen Nicolas Mahut.
Zverev steht vor einem heiklen deutschen Duell gegen den Qualifikanten Daniel Brands (17.00 Uhr). Die Partie des zuletzt ebenfalls für das Davis-Cup-Team nominierten Dustin Brown gegen den Wimbledonfinalisten Milos Raonic ist in der Nacht zu Dienstag angesetzt. Kohlmann wird also nicht nur sehr viel beobachten und analysieren, sondern auch Überzeugungsarbeit leisten müssen.
„Ich werde sehen, wie viel Sinn es bei welchem Spieler macht und auf wen ich mich verlassen kann“, sagt der Teamchef. Zverev hatte zuletzt seine Teilnahme an den Olympischen Spielen wegen Erschöpfung abgesagt und dafür viel Kritik einstecken müssen. Kohlschreiber wiederum trat in Rio de Janeiro an, musste dann aber vor seiner Zweitrundenpartie wegen einer Stressfraktur im rechten Fuß abreisen.
Nun feiern die beiden nominellen Davis-Cup-Einzelspieler ihre Comebacks und stehen unter besonderer Beobachtung. Besonders gilt dies für Top-Talent Zverev. Der 19 Jahre alte Hamburger wird zwar als künftiger Superstar geadelt, kassierte zuletzt aber ob seines Auftretens und seiner Allüren den einen oder anderen Rüffel. Selbst sein einstiger Mentor Michael Stich kritisierte in einem Interview des „Tennismagazins“ Zverevs Leistung beim Heimturnier in Hamburg und ging merklich auf Distanz zum größten deutschen Talent seit Jahren.
Zverevs Zusage für den Davis Cup steht zudem noch aus. Nach den Debatten um den Bodenbelag für die Playoff-Partie in der Hauptstadt (Kohlschreiber und Zverev waren mit der Wahl eines Sandplatzes unmittelbar nach der amerikanischen Hartplatz-Tournee alles andere als happy), signalisierte Kohlschreiber bereits sein Mitwirken.
Zverev dagegen scheint sich zu zieren. „Wir sind die ganze Zeit in Kontakt und ich werde noch ein paar Mal mit ihm sprechen“, sagte Kohlmann vor dem US-Open-Start. Spätestens am 6. September muss er sein Aufgebot nominieren. „Ich hoffe, dass ich mit der besten Mannschaft spielen kann“, sagte der Bundestrainer. Nun ist es an Zverev, seiner Verantwortung für das DTB-Team gerecht zu werden.