Rekord: Federer gewinnt zum sechsten Mal Tennis-WM
London (dpa) - Roger Federer hat mit seinem sechsten WM-Titel die nächsten Bestmarken aufgestellt und sich am Saisonende für ein Jahr ohne Grand-Slam-Titel entschädigt. Der Schweizer siegte im Finale der ATP World Tour Finals in London 6:3, 6:7 (6:8), 6:3 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga.
Durch den Erfolg im 100. Endspiel seiner Tennis-Karriere ist Federer nun alleiniger Rekordsieger der inoffiziellen WM vor Pete Sampras und Ivan Lendl. Mit 30 Jahren ist er außerdem der älteste Sieger des früher als Masters und ATP-WM bekannten Turniers. „Ich könnte nicht kaputter sein, und ich könnte nicht glücklicher sein, dass die Saison so zu Ende geht“, sagte Federer bei der Siegerehrung.
Als ungeschlagener Champion erhielt der ehemalige Weltranglisten-Erste nach seinem 17. Erfolg in Serie 1,63 Millionen Dollar Preisgeld. Zugleich war es ein versöhnliches Saisonende für Titelverteidiger Federer, der in dieser Saison erstmals seit 2002 kein Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte. Der Gewinner von 16 Grand-Slam-Titeln zieht im Ranking nun wieder am Schotten Andy Murray vorbei und wird die Nummer drei der Welt hinter dem 2011 überragenden Serben Novak Djokovic und dem Spanier Rafael Nadal.
Im dritten Vergleich gegen den Weltranglisten-Sechsten Tsonga binnen zwei Wochen feierte er im elften Vergleich seinen achten Erfolg, machte es aber spannender als nötig. Im zweiten Satz genügten weder eine 5:3-Führung, eine 5:2-Führung im Tiebreak noch ein Matchball zum schnellen Sieg. Danach behielt Federer aber die Nerven. „Das tut schon weh, aber Du bist der Beste“, sagte Tsonga.
Zum Vorrunden-Auftakt in London und im Finale des Masters-Turniers von Paris war der Weltranglisten-Sechste Federer zuletzt ebenfalls unterlegen. Beim 70. Turniersieg seiner Karriere gelang dem Baseler zudem erneut eine Revanche für das Viertelfinal-Aus gegen Tsonga im Sommer in Wimbledon, wo er nach einer 2:0-Satzführung erstmals noch verloren hatte. Tsonga verpasste es, als erster Franzose beim Saisonfinale zu triumphieren. Größter Einzelerfolg des 26-Jährigen bleibt der Finaleinzug bei den Australian Open 2008.
Federer hatte im Endspiel trotz der etwas längeren Pause nach den Halbfinals am Samstag bei seinen Aufschlagsspielen anfangs mehr Mühe. Tsonga attackierte bei jeder Gelegenheit und ließ bei eigenem Service zunächst nichts zu. Doch dann gelang Federer das erste Break. Drei Punkte mit der Rückhand und ein Volleyfehler von Tsonga sorgten für das 5:3, wenig später nutzte Federer den dritten Satzball.
Tsonga wirkte nun unruhig und machte mehr Fehler, der stoische Federer nutzte mit einem Vorhand-Return die Linie entlang die dritte Breakchance des Durchgangs zum 3:2. Eine weitere zum 5:2 wehrte Tsonga per Stopp ab. Als Federer zum Matchgewinn aufschlug, zeigte er plötzlich Nerven und kassierte das 5:5. Im Tiebreak hatte er beim 6:5 Matchball, Tsonga wehrte ihn mit einer tollen Vorhand ab und bescherte den 17 000 begeisterten Fans in der prall gefüllten O2-Arena einen dritten Satz. Die Entscheidung fiel, als Federer das 5:3 gelang, nach 2:18 Stunden brachte er diesmal den Aufschlag durch und durfte nach dem zweiten Matchball jubeln.