Roger Federer: Rückkehr des Meisters

Der Schweizer strebt in Wimbledon den siebten Titel an. Besiegt er Andy Murray, ist er wieder die Nummer eins.

London. Roger Federer steht in Wimbledon vor seinem siebten Titel und der Rückkehr auf den Tennis-Thron. Der 30-jährige Schweizer besiegte am Freitag im Giganten-Halbfinalduell mit einer mutigen Weltklasse-Vorstellung den Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Novak Djokovic mit 6:3, 3:6, 6:4, 6:3.

Aus der Royal Box jubelten dem überglücklichen „King Roger“ bei seinem Lieblingsturnier Pop-Sängerin Kylie Minogue und Federer-Idol Rod Laver zu. „Dafür spielt man Tennis - um um die Wimbledon-Trophäe zu spielen“, sagte der sichtlich gelöste Federer. Wimbledon-Legende und BBC-Experte Boris Becker meinte dazu: „Roger war heute mein sentimentaler Favorit — und Djokovic ist am Ende auch menschlich.“

Mit seinem siebten Wimbledon-Triumph würde Federer die Bestmarke von Pete Sampras einstellen — und erstmals seit Mai 2010 wieder die Spitze im ATP-Ranking übernehmen. „Natürlich habe ich jetzt auch viel Druck, weil für mich viel auf dem Spiel steht“, sagte er. Gestoppt werden könnte er am Sonntag nur noch vom britischen Hoffnungsträger Andy Murray oder dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. „Eine harte Aufgabe, er wird nichts zu verlieren haben“, sagte Federer.

Unter dem geschlossenen Centre-Court-Dach im verregneten Londoner Südwesten standen sich zwei Kontrahenten auf Augenhöhe gegenüber. Zwar ging Federer noch mit einer 14:12-Bilanz gegen Djokovic in die Partie, von den vorigen fünf Grand-Slam-Halbfinals gegen den Serben hatte der 16-fache Grand-Slam-Rekordchampion aber vier verloren.

In dem mit Spannung erwarteten ersten Rasen-Aufeinandertreffen der beiden erwischte Federer den besseren Start. Der Routinier setzte von Beginn an auf Attacke als Taktik - das, was er gegen Djokovic machen muss — und konnte so den Branchenprimus überrumpeln. Das Break zum 4:2 hielt er zum Gewinn des ersten Satzes.

Der zweite Durchgang allerdings ging ähnlich schnell an Djokovic. Richtig hochklassig wurde die Partie dann im dritten Satz — Federer zeigte imposante Entschlossenheit und ein wie verwandeltes Nervenkostüm im Vergleich zu seiner French-Open-Halbfinalpleite gegen den Serben.

Bei 4:4 wehrte er selbst einen Breakball ab und nahm dann Djokovic den Aufschlag ab, um sich drei zu holen. „Come on“ brüllte er — „Das war der Schlüsselmoment des Matches“, sagte Federer, der ein schnelles Break zum 2:0 machte und schließlich nach 2:19 Stunden Spielzeit seinen ersten Matchball verwandelte.