Rückflug im Schlafanzug: DTB-Damen feiern Finaleinzug
Brisbane (dpa) - Nach dem bemerkenswert souveränen Erfolg im Halbfinale in Australien haben es die deutschen Tennis-Damen zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten wieder in das Finale im Fed Cup geschafft, in dem am 8. und 9. November Tschechien nach dem Sieg über Cupverteidiger Italien wartet.
Als Angelique Kerber mit einem Ass das dritte Einzel gegen Samantha Stosur für sich entschieden und den entscheidenden Punkt zur uneinholbaren 3:0-Führung geholt hatte, startete die kleine deutsche Delegation Down Under ihre ganz persönliche Oster-Party. In der Kabine gab es die ersten Flaschen Bier, die Toten-Hosen-Fed-Cup-Klassiker „Altes Fieber“ und „Tage wie diese“ dröhnten aus den Lautsprechern.
Den Rückflug mit dem A 380 über Dubai nach Frankfurt/Main wollen Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld in ihren karierten Schlafanzughosen antreten, die sie beim gemeinsamen Teamdinner als Gastgeschenk erhalten hatten.
„Wir haben einen großen Schritt getan. Ich bin einfach nur unheimlich glücklich und stolz auf meine Mädels. Sie haben das unglaublich gemacht. Mir fehlen ein bisschen die Worte, wir genießen jetzt erst mal diesen Moment“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Fünf Tage vor ihrem 41. Geburtstag gönnte sich die Teamchefin erst einmal zwei Heineken und dann die Freiheit, ihren Platz auf der Bank zu räumen.
Dass Görges und Grönefeld das abschließende Doppel gegen Casey Dellacqua und Ashleigh Barty vor den Augen von Interims-Teamchefin Petkovic mit 2:6, 7:6 (7:5), 2:10 im sogenannten Match-Tiebreak verloren, ging nur noch als statistische Fußnote zum 3:1-Endergebnis in die deutschen Fed-Cup-Geschichtsbücher ein.
Denn die deutsche Nummer eins Kerber hatte das Duell der Spitzenspielerinnen mit Stosur in 2:14 Stunden mit 4:6, 6:0, 6:4 für sich entschieden. Mit „Finale oho“-Gesängen und einem ersten Freudentänzchen auf dem Platz feierten die „Hammerfrauen“ (Tweet des Deutschen Olympischen Sportbundes) den historischen Erfolg.
Die 30-stündige Anreise, der Jetlag, die Anspannung und der Druck des Unbedingt-Gewinnenwollens - alles vergessen! Beim WTA-Turnier in Stuttgart werden die deutschen Damen zwar übermüdet erscheinen, dürfen sich aber als frisch gekürte Fed-Cup-Finalistinnen in der kommenden Woche auf einen überwältigenden Empfang gefasst machen.
Zuletzt stand eine deutsche Auswahl 1992 im Endspiel. Damals gewannen Steffi Graf, Anke Huber, Sabine Hack und die heutige Teamchefin Rittner in Frankfurt gegen Spanien. Und die mit Rittner gut befreundete „Gräfin“ nahm aus der Ferne enormen Anteil am Auftritt ihrer Nach-Nachfolgerinnen. Am Samstagmorgen beim Frühstück rief Graf aus ihrem Osterurlaub an der Ostküste der USA an, wünschte alles Gute und sagte: „Haut sie weg. Keiner hat das Finale so verdient wie ihr.“ Au ihrer offiziellen Facebook-Seite postete Graf: „Was für ein Riesenerfolg...was für ein tolles Team!!! Gratulation one more to go Germany!!!“
Tatsächlich haben die Protagonistinnen des neuen deutschen Fräulein-Wunders in den vergangenen Tagen immer wieder auf die Bedeutung dieses Augenblicks hingewiesen. Erst zweimal (1987 und 1992) holte ein Team des Deutschen Tennis Bundes den Titel im Fed Cup. Die Generation 2014 wollte sich nun den Traum vom ersten deutschen Finale seit 22 Jahren unbedingt erfüllen - und genauso traten die jungen Damen an der australischen Ostküste dann auch auf.
Am Eröffnungstag setzte sich Petkovic auf dem schnellen Hartplatz in der Pat Rafter Arena mit ihrem fünften Matchball gegen Stosur 6:1, 7:6 (9:7) durch, Kerber deklassierte Dellacqua 6:1, 6:0. Nur noch ein Punkt fehlte, doch Rittner warnte vor verfrühter Siegesgewissheit. Am Samstagabend verabschiedete sich Petkovic schon gegen 20 Uhr auf ihr Zimmer; Kerber, Görges und Grönefeld gingen eine Stunde später ins Bett - nichts sollte die Konzentration stören. Für den vermutlich weitgehend schlaflosen Rückflug kündigte Petkovic Champagner satt an. „Wir werden komplett durchfeiern“, sagte ihre gute Freundin Kerber.