Ein Star ist zurück Scharapowa macht nach Dopingfall ihr Ding
Stuttgart (dpa) - Maria Scharapowa wirkte ergriffen, ihr Comeback nach ihrer Doping-Strafe hat sie nicht kalt gelassen. Was die Tennis-Szene über sie denkt, scheint die Russin aber höchstens am Rande zu interessieren.
Der 30 Jahre alte Topstar macht nach der abgesessenen Sperre weiter sein eigenes Ding und will es in Abwesenheit der schwangeren Serena Williams noch einmal wissen.
In die kontroverse Wildcard-Diskussion wollte sich Scharapowa nach ihrer Rückkehr in Stuttgart nicht explizit einmischen. Trotz der Kritik hofft die robuste Powerfrau, auch für die French Open eine Spielberechtigung zu bekommen. „Ich wäre auch bereit, bei den Junioren zu spielen, wenn ich müsste“, sagte sie. „Wenn ich die Möglichkeit erhalte, im Feld zu sein, werde ich sie annehmen.“
Am 16. Mai soll die Entscheidung über eine Wildcard für das erste Grand-Slam-Turnier nach Ablauf ihrer Sperre fallen. 2012 und 2014 hat sie bei den French Open in Paris triumphiert.
In Stuttgart machten ihr Veranstalter und Zuschauer die Rückkehr leicht. Buhrufe und Pfeifkonzerte blieben aus, stattdessen kam Beifall von den Rängen. Wie emotional der Auftritt für Scharapowa war, zeigte sich nach dem Matchball, als der Jubel eher dem eines Finalsiegs glich. „Ich bekomme keine Trophäen auf dem Silbertablett, ich muss immer noch Spiele gewinnen“, sagte sie danach zur Wildcard-Debatte. Scharapowa erreichte durch ein 7:5, 6:1 gegen ihre Landsfrau Jekaterina Makarowa bereits das Viertelfinale und trifft nun auf Anett Kontaveit aus Estland.
Ein Dreivierteljahr eher als ursprünglich vorgesehen mischt Scharapowa wieder auf der Tennis-Bühne mit. Im Oktober hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS ihre Sperre reduziert, weil sie keinen „signifikanten Fehler“ begangen habe. Im überfüllten Stuttgarter Presseraum behielt sie die Antwort auf die Frage, welche Alternative sie für Meldonium gefunden habe, für sich.
Russische Medien feierten das Glamourgirl. „Das meisterhafte Comeback von Scharapowa“, schrieb der „Sport-Express“. „Heute wurden alle daran erinnert, dass Damen-Tennis mit und ohne Scharapowa zwei völlig verschiedene Sportarten sind.“ Englische Zeitungen hoben ihre Leistung hervor: „Wenn es Scharapowa gelingt, den verbleibenden Rost abzuschütteln und ihr Spiel für sich sprechen lässt, wird sie kaum aufzuhalten sein“, schrieb der „Guardian“. Ihre Form beim 7:5, 6:3 über Roberta Vinci lege nahe, „dass sie nicht mehr lange auf Wildcards angewiesen sein wird“, so das Boulevard-Blatt „The Sun“.
Bei ihren Konkurrentinnen hält sich die Freude über ihre Rückkehr in Grenzen. Die Russin macht dort weiter, wo sie vor 15 Monaten aufgehört hat, und geht auf Distanz. „Ich glaube, es ist eine Chance für Maria, einfach eine andere Seite von sich zu zeigen“, hatte Boris Becker in der „Sport Bild“ gesagt. „Dass sie eine der erfolgreichsten und vermögendsten Spielerinnen aller Zeiten ist, steht fest. Aber ich glaube, noch nicht die sympathischste. Die Frage ist: Ist es ihr wichtig?“ Das scheint es nicht. „Ich mache meinen Job“, sagte die Top-Verdienerin. Die Atmosphäre in der Kabine habe keinen großen Einfluss auf ihr Leben. „Ich habe eine Menge Freunde zu Hause, in der ganzen Welt. Diese Freundschaften zählen für mich.“