Scharapowa: Nur noch manchmal eine „Kuh auf Eis“

Paris (dpa) - Maria Scharapowa schreitet dieser Tage bei den French Open mit einem schwarzen kellnerartigen Blazer-Jackett mit Kragen auf den Tennis-Court.

„Es ist eben Paris. Und ich liebe Maßgeschneidertes und Männermode. Es ist wie ein einzigartiges Stück in einer einzigartigen Stadt“, erklärt die amerikanisierte Russin die Kreation, die es nicht zu kaufen gibt. Bei den Kolleginnen kommt solch Gehabe nicht so an: Die zischen ihr gern „Bad luck!“ („Viel Pech!“) aus der Umkleide hinterher. Aber die Damen-Tour voller x-beliebiger Ex-Einsen braucht die wiedererstarkte Glamour-Diva dringend. Die 25-Jährige ist die Top-Favoritin im verbliebenen Damen-Feld in Roland Garros und könnte mit einem Finaleinzug wieder die Nummer eins der Tenniswelt werden.

Dabei hatte sie ihr Gefühl auf Sandplatz vor zwei Jahren mal mit dem legendären Bild einer „Kuh auf Eis“ umschrieben. „Manchmal komme ich mir immer noch so vor, und ich bin mir sicher, dass ich auch noch so aussehe“, sagt die Weltranglisten-Zweite nun. Fest steht aber, dass sie mit ihrem erfahrenen Coach Thomas Hogstedt aus Schweden neue Qualitäten auf roter Asche entwickelt hat: Sie siegte 2012 in Stuttgart und Rom. Und dieser einzige Grand-Slam-Titel, der ihr noch fehlt, liegt wie schon 2011 zum Greifen nah auf dem Präsentierteller.

Das Aus von Favoritinnen wie Serena Williams, der Weltranglisten-Ersten Victoria Asarenka oder Titelverteidigerin Li Na spielt ihr natürlich in die Karten. Wenngleich Scharapowa selber lapidar meint: „Es war keine Gegnerin betroffen, gegen die ich bisher hätte spielen müssen, deshalb interessiert es mich nicht.“

Nach Siegen im Blitztempo gab sich die bestverdienende Sportlerin der Welt (geschätzte 18 Millionen Euro pro Jahr) am Montag im Drei-Stunden-Achtelfinale gegen die Tschechin Klara Zakopalova erstmals eine Blöße: Beim 6:4, 6:7 (5:7), 6:2 wirkte sie in einem Moment bei nass-kalt-windigem Wetter wieder wie die „Kuh auf Eis“, als sie bei einer Vorhand ungelenk zur Seite umfiel. Nun wartet die nicht zu unterschätzende Kaia Kanepi. Die bullige Estin hat einige Kilos wegtrainiert. Ihr Spiel ist humorlos. Neben dem Platz kommt sie wenig charismatisch daher. Ihr Glamourfaktor? Gleich null. Im Halbfinale könnte Wimbledonsiegerin Petra Kvitova warten.

Australian-Open-Finalistin Scharapowa würde auch in einem möglichen Paris-Endspiel wieder mit Jäckchen auf den Platz schreiten - und mit passend zum Tennisbag designter schwarzer Mega-Handtasche. Sie wäre dann erstmals seit 2008 wieder die Nummer eins der Tenniswelt. Eine, die polarisiert, aber die die Zuschauer sehen wollen. In Paris hat sie ihre schwarz gekleidete Bodyguard-Entourage mit dabei, zu den US Open kommen ihre eigenen Süßigkeiten mit dem Namen „Sugapova“ auf den Markt. Ob sie denn nun eine Glamour-Diva sei? „Am Ende des Tages ist es alles eine große Illusion, und die Realität setzt ein“, sagt sie und klingt dabei wie Marilyn Monroe.