Serena Williams erleichtert nach Erfolg über Venus
New York (dpa) - Im Vergleich zum schwierigen 6:2, 1:6, 6:3-Sieg über Schwester Venus wirkt die nächste US-Open-Aufgabe gegen Halbfinal-Debütantin Roberta Vinci am Donnerstag für Serena Williams nicht gerade wie eine große Herausforderung.
Mit dem Selbstvertrauen eines gefühlten Finalsieges im Familien-Duell kann sie die letzten beiden Schritte auf dem Weg zum Grand Slam gestärkt angehen. Alle vier Vergleiche gegen die erstmals in einer Grand-Slam-Vorschlussrunde stehende Italienerin hat Serena Williams glatt gewonnen, den bislang letzten vor kurzem in Toronto.
Gegen Venus bangte sie bis zum Schluss um den 16. Erfolg. Am Netz lächelte die Verliererin bei der innigen Umarmung gütig, der Siegerin war der Stress der 1:38 Stunden langen Partie im vollbesetzten Arthur-Ashe-Stadium noch deutlich anzusehen. „Das war das schwerste Match, das ich seit langer, langer Zeit gespielt habe und in dem ich mich nicht selbst geschlagen habe. Ich bin sicher, dass sie gegen jede andere Spielerin gewonnen hätte“, erklärte Serena Williams ihre Sorgen und ihre Erleichterung. „Sie ist die schwerste Gegnerin, gegen die ich gespielt habe und der Mensch, der mich am besten kennt. Ich habe gegen die beste Freundin gespielt, die härteste Konkurrentin.“
Als beste Freundin freute sich die 35-jährige Venus Williams mit ihrer 15 Monate jüngeren Schwester und sagte ihr das bei der Gratulation. Die wie zu besten Zeiten aufschlagende und attackierende US-Open-Siegerin von 2000 und 2001 wusste, dass im 27. Vergleich wegen der außergewöhnlichen Konstellation besonders viel auf dem Spiel stand. Das wollten sich auch etliche Promis nicht live entgehen lassen, und so waren unter den knapp 24 000 Zuschauern im größten Tennis-Stadion der Welt unter anderen Donald Trump und etliche Showgrößen wie Oprah Winfrey und Kim Kardashian.
Das Fernsehen versuchte zwei Tage lang, einen Hype um die Partie zu entfachen - ein Vorgeschmack, falls Serena Williams am Samstag im Endspiel stehen sollte und Tennis-Geschichte schreiben kann. Auf dem Spiel steht auch ihr 22. Grand-Slam-Titel und damit die Einstellung des Profi-Rekordes von Steffi Graf.
Von einem großen Moment für die Familie sprach Venus Williams und erinnerte daran, „wie hart wir gearbeitet haben und wo wir herkommen“. Doch es gehe nicht um Wohl oder Wehe: „Wir müssen nichts beweisen. Sie hat nichts zu beweisen. Sie ist die Beste aller Zeiten“, unterstrich die einst selbst die Branche beherrschende 23. der Weltrangliste. Und begründete dies damit, dass sich ihre Schwester ebenso wie sie selbst gegen Spielerinnen aus verschiedenen Zeiten behauptet habe, zudem glaube anders als früher auch die Nummer 100 der Welt nun daran, dass sie die Topspielerinnen schlagen könne.
Auch Roberta Vinci gibt sich als 43. der Weltrangliste eine Chance, zumal die 32-Jährige erfahren ist und im Doppel schon sämtliche Grand-Slam-Titel mit Sara Errani geholt hat. Vinci spielt ein wenig alte Tennis-Schule mit einer unterschnittenen Rückhand, kommt oft ans Netz und beherrscht Volleys. „Ich habe nichts zu verlieren. Ich spiele einfach mein Spiel und werde Spaß haben. Schauen wir mal“, sagte Vinci. Serena Williams war jüngst in Toronto ein bisschen überrascht und ist gewappnet: „Sie steht nicht umsonst in einem Grand-Slam-Halbfinale. Es war sehr gut, dass ich gegen sie gespielt habe. Ich werde dieses Mal besser vorbereitet sein“, kündigte sie an, damit der vorletzte Schritt in New York nicht schon der letzte ist.