Bis es nicht mehr geht Stehaufmännchen Haas plant finales Comeback
Wien (dpa) - Er will das letzte Wort haben. Dafür will sich Tommy Haas noch einmal schinden, sich zurückkämpfen - mal wieder. Sein Körper hat den Tennis-Star oft im Stich gelassen, neun Operationen hat er hinter sich, die letzte im April 2016.
„Klar hätte ich sagen können: Es reicht“, sagt die einstige Nummer zwei der Welt. „Aber ich will meine Karriere anders beenden.“ Wann, das ist dem 38-Jährigen nicht wichtig. Nur wie, davon hat er eine genaue Vorstellung: „Irgendwo auf einem Center Court, wo ich noch einmal gutes Tennis zeigen kann.“
In Wien hat Haas den ersten kleinen Schritt zurück gemacht. Bei einem Schaukampf am Rande des ATP-Turniers in der Stadthalle, im Match-Tiebreak-Modus bis zehn Punkte. Die Duelle gegen Jo-Wilfried Tsonga und Lokalmatador Dominic Thiem verliert er klar, das Gefühl für den Ball ist da, die Fitness noch nicht. Nach einem langen Ballwechsel mit Thiem atmet der Oldie laut hörbar durch, „da musste ich erstmal zwei Minuten den Puls runterbringen“, erzählt Haas danach. „Ich habe noch viel aufzuholen. Ich darf keine Zeit vergeuden.“
Acht Wochen hartes Training warten nun auf den Wahlamerikaner. Danach fällt er die Entscheidung, ob er die Australian Open in Angriff nimmt oder den Jahresauftakt lieber für die Vorbereitung nutzt. An das Warten hat er sich gewöhnt, kaum einer im Tenniszirkus hat so viel Erfahrung mit Zwangspausen wie Haas. Sein letztes Spiel auf der Tour liegt genau ein Jahr zurück, in Wien verlor er damals in der ersten Runde gegen Tsonga.
In der Zwischenzeit hat er vorgesorgt, eine neue Rolle gefunden für die Zeit nach der Karriere. Im Juni wurde Haas zum Turnierdirektor von Indian Wells ernannt, einem der größten Nicht-Grand-Slams. Er pendelt zwischen dem Job dort und seinem Wohnsitz Los Angeles, wo er mit seiner Frau und den zwei Töchtern lebt. Jetzt kommen noch die Reha und das Training dazu, das er „mit Vollgas“ angeht, wie er sagt. „Sonst habe ich keine Chance, auf die Tour zurückzukehren. Ich will nicht, dass mir nur die Bälle um die Ohren fliegen.“ Nur: Warum tut der Olympia-Zweite von 2000 sich das noch an?
„Ich schulde es mir selber, noch einmal gutes Tennis zu spielen“, sagt Haas. So wie 2014, als er Australian-Open-Sieger Stan Wawrinka in Rom schlug. Wenige Tage später verletzte er sich schwer an der Schulter, ein Jahr brauchte er für sein Comeback. Als er sich 2015 wieder aufrappelte, zwickte der Fuß, lange rätselten die Ärzte, im April 2016 dann der Schock: Der Fuß muss operiert werden.
Klar, dass er in Wien zu seiner Fitness befragt wird. Haas weiß, dass sein Körper die entscheidende Frage beantworten wird: Wie viel Zeit bleibt für das finale Comeback? Haas setzt sich keine Grenze, selbst 2018 könne er sich noch vorstellen, zu spielen. Seinen Abschied aber hat er schon vor Augen, „vielleicht vor eigenem Publikum in Deutschland“, sagt er. „Aber wer weiß, wenn ich merke, es geht nicht, kann es auch ein Turnier im Frühjahr sein.“ Hauptsache, er entscheidet selbst, wann Schluss ist.