Strand statt Rasen für Nadal nach Wimbledon-Aus

London (dpa) - Aus dem „heiligen Rasen“ von Wimbledon und Rafael Nadal scheint wohl keine große Liebe mehr zu erwachsen. Wieder einmal musste der Spanier beim bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt früh seine Tasche packen.

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Seine 6:7 (5:7), 7:5, 6:7 (5:7), 3:6-Schlappe im Achtelfinale gegen den bis dato unbekannten Australier Nick Kyrgios war eine der größten Überraschungen der vergangenen Wimbledon-Jahre. Anders als bei seinem frühen Ausscheiden 2012 und 2013 hatte der Weltranglisten-Erste keine Probleme mit seinem anfälligen Knie.

„In den vergangenen zwei Jahren hatte ich nicht die Chance, mein Bestes zu geben, weil mein Knie nicht in Ordnung war“, erklärte der 28-Jährige mit tief ins Gesicht gezogener Mütze. „Aber dieses Jahr war das Knie ok.“ Noch vor gut drei Wochen triumphierte Nadal als erster Profi überhaupt zum neunten Mal bei den French Open in Paris, am Dienstag kassierte er gegen einen Wimbledon-Debütanten mit womöglich großer Zukunft eine Schlappe mit historischem Ausmaß.

Es war das erste Mal seit 22 Jahren, dass ein Spieler außerhalb der Top 100 bei einer Grand-Slam-Veranstaltung die Nummer eins der Welt besiegte. Und Kyrgios war der erste Teenager, der den Branchenbesten bei einem Grand Slam schlug, seit Nadal 2005 mit 19 Jahren in Roland Garros Roger Federer besiegte. „Es ist offensichtlich, dass für jeden Gras gefährlicher ist als jeder andere Belag“, erklärte Nadal.

„Kyrgios legt Nadal an die Kette“, schrieb die spanische Zeitung „El País“ über die Sensation durch die Nummer 144 der Welt. „Kühn und entschlossen eliminiert der mit 19 Jahren jüngste Spieler die Nummer eins der Weltrangliste“, schrieb „El Mundo“. Und „As“ sah nach der „spektakulären Niederlage“ Nadals“ gar einen „schwarzen Dienstag für Spanien“, weil zugleich auch für Feliciano Lopez und Tommy Robredo das Turnier beendet war.

Boris Becker hatte den 14-fachen Grand-Slam-Sieger Nadal zuvor noch dafür gelobt, dass dieser sein Spiel während eines Matches umstellen könne. „Der Sieg in Paris hat ihn auf Wolke sieben gehoben. Er spielt mit sehr viel Lust und Laune“, erklärte der dreimalige Wimbledon-Champion. Becker sah keinen „großen Druck“ mehr auf dem Spanier lasten: „Sein Jahr ist mit dem Paris-Sieg klar, alles was kommt, ist Bonus.“

Nadal kassierte nun schon im dritten Jahr nacheinander eine Niederlage gegen einen Spieler, der weit hinter ihm steht. Vor zwei Jahren scheiterte der Wimbledonsieger von 2008 und 2010 am Weltranglisten-100. Lukas Rosol. Vor zwölf Monaten war gegen die Nummer 135 der Welt, den Belgier Steve Darcis, Endstation.

„Ich habe mein Bestes versucht“, erklärte Nadal. „Das ist Sport. Das Leben geht weiter.“ Den Spanier zog es zum Urlaub an den Strand von Mallorca. Erst nach der Erholung will er sich auf die anstrengende Hartplatz-Saison in Nordamerika und die US Open Ende August vorbereiten.