Tennis-Damen kämpfen in Rumänien gegen den Abstieg
Cluj (dpa) - Verdrängungstaktik gegen die Abstiegsangst und Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber als Hoffnungsträgerin: Vor dem schweren Relegationsduell in Rumänien beschwören die deutschen Tennis-Damen das Ziel Klassenerhalt.
„Wir denken nicht an den worst case“, sagte Kerber nach der Auslosung im völlig überfüllten Konferenzraum im Kellergeschoss des Hotels Ramada. Auch wenn die schwarz-rot-goldene Auswahl mit ihrer Teamchefin Barbara Rittner nach außen Gelassenheit, Harmonie und dezenten Optimismus demonstriert - der gesamten deutschen Delegation in Siebenbürgen ist die Bedeutung des Duells in Cluj bewusst.
Verlieren Kerber & Co. am Samstag und Sonntag gegen die starken Rumäninnen mit der früheren Weltranglisten-Zweiten Simona Halep, verabschieden sie sich aus der Weltgruppe der besten acht Nationen und steigen wie zuletzt 2012 in die Zweitklassigkeit ab. Was elf Wochen nach Kerbers Triumph bei den Australian Open nicht nur einen herben Imageschaden und Rückschlag für das deutsche Tennis nach sich ziehen würde. Auch der angestrebte Angriff auf den bedeutenden Titel in dem Mannschaftswettbewerb wäre erst einmal auf mindestens 2018 vertagt.
So versuchen alle Protagonistinnen, das Gefühl einer möglicherweise lähmenden Abstiegsangst gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Ganz ehrlich, wir haben da nicht drüber gesprochen“, versicherte Rittner. „Bei mir ist es im Hinterkopf, aber es lähmt mich nicht.“ Die deutsche Verbal-Frontfrau Petkovic sprach von „Verdrängungstaktik“.
Die 28 Jahre alte Darmstädterin bestreitet am Eröffnungstag das zweite Einzel gegen Simona Halep. Zuvor stehen sich in der seit Wochen ausverkauften Sala Polivalenta Arena vor 7500 Zuschauern Kerber und Irina-Camelia Begu gegenüber. Gegen die Nummer 35 der Welt hat die Kielerin erst in der vergangenen Woche beim Turnier in Charleston im Viertelfinale klar gewonnen. Dass sie im Halbfinale wegen Erschöpfung aufgeben musste, ist vergessen und abgehakt.
„Ich fühle mich wieder gut“, sagte Kerber. „Ein bisschen Jetlag noch, aber ich bin auf jeden Fall bereit.“ Eine schwächelnde Nummer eins können sich die DTB-Damen jedenfalls nicht leisten - zumal Kerber und Petkovic gegen Halep noch nie gewonnen haben. Nicht nur deshalb blieb auch Rittner bei ihrer vorsichtigen Wochenend-Prognose. „Jedes Match ist offen. Bei der Qualität der Spielerinnen entscheidet oft auch die Tagesform. Ich muss bei 50:50 bleiben“, sagte die Teamchefin.
Das Schlusswort wiederum blieb der eloquenten Petkovic vorbehalten. Auf die Frage, was sich jede einzelne Spielerin vom Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98 abschauen könne, antwortete Fußball-Fan und Lilien-Anhängerin Petkovic: „Sie kämpfen um jeden Ball. Sie rennen und machen alles, um zu gewinnen. Auch wir wollen Leidenschaft und Willen zeigen, um erstklassig zu bleiben.“