Tennis-Frauen wollen sich für Final-Traum „zerreißen“
Brisbane (dpa) - Die Finalchance ist groß wie lange nicht, die Motivation riesig - aber die Schwere der Aufgabe ist den deutschen Tennis-Frauen vor ihrem Fed-Cup-Halbfinale in Australien bewusst.
„Wir wollen gewinnen, egal wie, und dafür werden wir uns zerreißen“, sagte Barbara Rittner der Nachrichtenagentur dpa in Brisbane. 50:50 - so schätzt die Teamchefin die Chancen auf das Endspiel ein und warnte vor überzogenen Erwartungen und Euphorie. „Ein Halbfinale in Australien kann man natürlich auch verlieren“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Die deutschen Tennis-Damen kämpfen am Samstag und Sonntag in Brisbane um den ersten Final-Einzug in dem Mannschaftswettbewerb seit 1992. „Die Mädels sind gut drauf und voller Vorfreude“, sagte Rittner, in Anbetracht der historischen Chance aber auch „nervös und angespannt“. Mit einer Trainingseinheit und einem gemeinsamen Teamdinner stimmte sich die Truppe am Donnerstag auf das Wochenende an der australischen Ostküste ein. Am Freitag werden zunächst die Partien ausgelost.
Das Team mit Angelique Kerber (Kiel/Weltranglisten-7.) und Andrea Petkovic (Darmstadt/28.) sowie dem Doppel Julia Görges (Bad Oldesloe/94./Doppel-30.) und Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn/Doppel-13.) gilt trotz des Auswärtsspiels als favorisiert gegen Samantha Stosur (19.), Casey Dellacqua (53./Doppel-18.), Ashleigh Barty (173./Doppel-17.) und Storm Sanders (268.).
Die Australierinnen mit der früheren US-Open-Siegerin Stosur seien „schwer zu besiegen“, sagte Rittner. Jedes einzelne Match werde „über die Tagesform entschieden werden“. Die Grundvoraussetzungen in ihrem Team stimmen aber, betonte die Bundestrainerin. „Mental und von unserer sportlichen Leistung her sind wir auf jeden Fall in der Lage, dort bestehen zu können“, sagte Rittner.
„Die Chance auf den Titel ist auf jeden Fall da“, unterstrich Angelique Kerber in der Zeitung „Die Welt“. „Und seien Sie sich sicher, wir alle wissen, wie groß sie ist.“ Die 26-Jährige verwies aber darauf, dass in Samantha Stosur eine Grand-Slam-Siegerin im Team der Gastgeberinnen steht. „Das Halbfinale wird also schwer genug für uns“, unterstrich Kerber. Sie sieht das Match gegen Stosur auch als Revanche für das verlorene US-Open-Halbfinale 2011 und die Niederlage beim 2:3 in der Fed-Cup-Relegation 2012: „Genau mit dem Gedanken werde ich auch in dieses Match gehen, um sie erstmals zu besiegen.“
Die Aussicht auf das Endspiel mache es leichter, die enormen Reisestrapazen wegzustecken, erklärte Andrea Petkovic. „Dadurch, dass wir alle wissen, das wäre so ein Riesending mit einem Finale, vergessen wir die ganzen Anstrengungen“, sagte Petkovic in einem vom Deutschen Tennis Bund am Donnerstag verbreiteten Interview. „Wenn ich diesen Trip für ein Relegationsspiel hätte machen müssen, dann hätte ich viel mehr rumgejammert. Aber weil wir das Finale vor Augen haben, sagen alle, jetzt halte eine Woche durch und versuche, alles zu machen, was du kannst.“
Kerber hält es für möglich, dass ein erfolgreiches Abschneiden im Fed Cup das Interesse am Tennis in Deutschland wieder steigern könnte. „Der Titel würde in Deutschland nochmal einen Boom auslösen“, sagte sie. Schon zuletzt sei während der möglichen Sensation im Davis Cup mehr über den Sport gesprochen worden. Die deutschen Herren hatten im Viertelfinale nur knapp mit 2:3 in Frankreich verloren.