Tennis-WM: Kerber verpasst Überraschung gegen Asarenka
Istanbul (dpa) - Trotz einer fulminanten Leistung steht Angelique Kerber bei der Tennis-WM in Istanbul vor dem Aus. Die deutsche Nummer eins verlor vor 10 226 Zuschauern im Sinan Erdem Dome gegen die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka aus Weißrussland mit 7:6 (13:11), 6:7 (2:7), 4:6.
Kerber kann den Einzug ins Halbfinale damit nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. Selbst ein Sieg gegen die Chinesin Li Na am Donnerstag könnte für die Kielerin zu wenig sein. Nur wenn Asarenka gegen die bereits für die Vorschlussrunde qualifizierte Serena Williams und dann am Freitag gegen Li Na verliert, hat Kerber bei einem eigenen Erfolg noch die Chance, mit nur einem Sieg die Halbfinale zu erreichen. Kerber, Asarenka und Li Na hätten dann jeweils eine Bilanz von 1:2, entscheiden würde der Satz-Koeffizient.
„Davon habe ich keine Ahnung. Ich gehe morgen einfach wieder raus und versuche, mein Bestes zu geben“, sagte Kerber. Trotz der Enttäuschung über den knapp verpassten Sieg war die deutsche Vorzeigeathletin stolz auf ihre starke Vorstellung. „Ich denke, ich habe bewiesen, dass ich zurecht hier bin“, sagte Kerber völlig erschöpft nach packenden 3:06 Stunden. „Im Moment spüre ich jede Stelle meines Körpers. Ich werde mich gleich einfach auf die Liege legen und dann darf mich mein Physio drei Stunden durchkneten.“
Einen Tag nach der Niederlage gegen Serena Williams zeigte Kerber bei ihrem erst zweiten WM-Auftritt überhaupt Weltklasse-Tennis und vergab im zweiten Satz beim Stand von 5:4 sogar zwei Matchbälle. „Vika hat in den entscheidenden Momenten einfach unglaublich gut gespielt“, meinte die 24-Jährige, die nach der Partie von den türkischen Zuschauern gefeiert wurde.
Asarenka war einfach froh, gewonnen zu haben. „Ich habe so hart kämpfen müssen. Es war heute sehr schwer gegen sie. Sie hat mich zu Fehlern gezwungen. Das war ein harter Turnierauftakt für mich“, sagte Asarenka nach dem dreistündigen Kraftakt im TV-Sender Eurosport.
Anders als gegen Serena Williams war Kerber dieses Mal keineswegs nervös und von Beginn an voll da. Im Tie Break des ersten Satzes spitzte sich die Spannung erstmals zu. Kerber wehrte fünf Satzbälle ab, ehe sie selbst im fünften Versuch den Tie Break mit 13:11 für sich entschied. Nur Steffi Graf und Lindsay Davenport 1996 sowie Helena Sukova und Jo Durie 1984 hatten jemals bei einer WM einen genauso langen Tiebreak gespielt.
Während ihr Trainer Torben Beltz und Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner in der Spielerbox begeistert aufsprangen, ballte Kerber nur kurz die Faust. Mit dem ersten Satzgewinn gegen Asarenka im dritten Duell wollte sie sich nicht zufriedengeben. Doch Asarenka gelang es, ihre Wut über die eigene Vorstellung in eine Leistungssteigerung zu verwandeln. Mehrmals pfefferte sie ihren Schläger zu Boden. Nach 2:14 Stunden gelang ihr mit einem 7:2 im Tiebreak der Ausgleich.
Auch im entscheidenden Durchgang lieferten sich Kerber und Asarenka einen offenen Schlagabtausch, bei dem die Weißrussin am Ende das Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatte. „Es war sicherlich eines der besten Spiele meiner Karriere“, bilanzierte Kerber trotz des Frusts zufrieden.
Zu Beginn des zweiten Tages hatte Titelverteidigerin Petra Kvitova ihre weitere Teilnahme am Bosporus abgesagt. Die 22-Jährige musste wegen einer Viruserkrankung passen. Für sie rückt in der weißen Gruppe die Australierin Samantha Stosur nach.
Serena Williams feierte in der roten Gruppe gegen Li Na mit 7:6 (7:2), 6:3 ihren zweiten Erfolg und zog ins Halbfinale ein. Bereits weiter ist ebenfalls die Russin Maria Scharapowa, die Agnieszka Radwanska aus Polen in 3:12 Stunden mit 5:7, 7:5, 7:5 niederrang und in der weißen Gruppe ihren zweiten Sieg holte.