WTA-Tour Titel für Görges und Witthöft
Moskau/Luxemburg (dpa) - Mit Turniersiegen für Julia Görges und Carina Witthöft hat das deutsche Damen-Tennis ungeachtet der Krise von Angelique Kerber einen großen Tag erlebt.
Zunächst gewann Görges hat das Hallen-Turnier in Moskau und löste damit Kerber nach 284 Wochen als deutsche Nummer eins ab. Die 28 Jahre alte Schleswig-Holsteinerin ließ im Finale des Kreml-Cups der Russin Darja Kassatkina mit 6:1, 6:2 keine Chance. Für Görges war es der dritte Karrieresieg. Bei dem mit 790 200 Dollar dotierten Hartplatz-Turnier kassierte die Fed-Cup-Spielerin gut 150 000 Dollar an Preisgeld.
Dreieinhalb Stunden später setzte sich Witthöft beim WTA-Turnier in Luxemburg mit 6:3, 7:5 gegen Olympiasiegerin Monica Puig aus Puerto Rico durch. Die 22-jährige Hamburgerin, bislang die 73. der Weltrangliste, feierte ihren ersten Turniersieg. Puig hatte in der ersten Runde wie schon im Olympia-Finale 2016 Kerber bezwungen.
„Wahnsinn“, twitterte die deutsche Damentennis-Chefin Barbara Rittner schon nach dem Triumph von Görges. „Das ist erstaunlich, ich bin so glücklich. Ich habe wahnsinnig hart gearbeitet“, sagte Görges und war kurz nach dem Match sichtlich bewegt. Die Weltranglisten-27. stand bereits zum vierten Mal in diesem Jahr in einem Endspiel - endlich gelang ihr der erste Sieg. In einem einseitigen Spiel hatte sie nur zu Beginn des zweiten Durchgangs einige Probleme. Doch nach dem Break zum 2:1 war der Widerstand ihrer 20 Jahre alten Gegnerin gebrochen. Gegen die in der Weltrangliste einen Platz schlechter eingestufte Russin verwandelte sie nach 1:06 Stunden ihren ersten Matchball mit einem Ass.
Zuvor hatte Görges die Finals in Washington, auf Mallorca und in Bukarest verloren. Ihr beiden Turniersiege holte die Profispielerin aus Bad Oldesloe vor langer Zeit: 2010 in Bad Gastein und 2011 in Stuttgart.
Nun wird Görges in der neuen Weltrangliste erstmals seit Februar 2013 wieder in den Top 20 geführt. Die ehemalige Weltranglisten-Erste Kerber dagegen wird nach fünfeinhalb Jahren nicht mehr zu den Top 20 gehören. Die zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin aus Kiel hatte sich durch ihre schwache Saison nicht für die WTA-Tour-Finals qualifiziert und verliert viele Punkte.
Witthöft schien ihren Erfolg in Luxemburg auch während der Siegerehrung noch nicht ganz realisiert zu haben und strahlte ungläubig. „Ich freue mich schon aufs nächste Jahr“, sagte die Norddeutsche und rührte ihre Mutter, von der sie trainiert wird, mit einem Satz zu Tränen: „Danke, dass Du immer an mich geglaubt hast.“
Bei einer 6:3, 4:1-Führung sah Witthöft schon wie die Siegerin im Finale aus, dann wehrte sich Puig noch einmal und glich zum 5:5 aus. Doch Witthöft behielt die Nerven, profitierte auch von einigen Fehlern der Olympiasiegerin und beendete mit einem starken Aufschlag, den Puig nicht mehr zurückbrachte, nach 1:31 Stunden die Partie. Die enttäuschte Puertoricanerin erinnerte unter Tränen an das Schicksal ihrer Heimat, die weiter unter den Folgen eines Hurricanes leidet.