„Tolles Team“ - Deutsche Damen träumen vom Fed Cup
Brisbane (dpa) - Mit einem Wodka Lemon in der Bar des Riesenfliegers A 380 hat das deutsche Fed-Cup-Team den historischen Finaleinzug gefeiert. „Ich bin immer noch sehr stolz. Beim Wachwerden habe ich mich einmal kurz gekniffen, ob das alles wahr ist“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.
Die angekündigte Dauer-Party im Pyjama bei der 24-stündigen Reise mit ihren Tennis-Damen von Brisbane über Dubai nach Frankfurt musste zwar ausfallen, weil Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld nach dem 3:1-Erfolg in Australien so kaputt waren, dass sie den ersten Teil des Rückflugs fast komplett verschliefen. Doch die bemerkenswerte Dimension dieses Oster-Wochenendes 2014 wurde den jungen Damen spätestens dann bewusst, als sie all die Glückwünsche und Gratulations-SMS auf dem Handy der Teamchefin lasen.
Ob Steffi Graf, Vizekanzler Sigmar Gabriel, der frühere Wimbledonsieger Michael Stich, DTB-Chef Karl-Georg Altenburg oder Entertainer Roberto Blanco - alle zollten Respekt und Hochachtung. „Großartige Leistung“, schrieb die 22-malige Grand-Slam-Turniersiegerin Graf an Rittner. Die sonst öffentlich sehr zurückhaltende Wahl-Amerikanerin hatte die ganze Woche über mitgefiebert und Anteil genommen. „Das deutsche Federation Cup Team ist im Finale!!! Was für ein Riesenerfolg. Was für ein tolles Team!!! Gratulation one more to go Germany!!!“, schrieb Graf auf Facebook.
Als der Fed Cup noch Federation Cup hieß, durfte sich letztmals eine Auswahl des Deutschen Tennis Bundes in die Siegerliste eintragen. 1992 holten Graf, Anke Huber, Sabine Hack und die heutige Bundestrainerin Barbara Rittner als Doppelspielerin in Frankfurt am Main durch einen Finalsieg gegen Spanien die Trophäe.
Mehr als zwei Jahrzehnte später darf nun eine neue Generation vom ganz großen Coup träumen. Am 8. und 9. November tritt die DTB-Équipe zum Endspiel bei den starken Tschechinnen vermutlich in Prag an. „Wir nehmen alles an. Es wird ein schwieriges Unterfangen, es ist das Finale, aber wir werden alles geben und alles in die Waagschale werfen, um hoffentlich den Pott nach Hause zu holen“, sagte Andrea Petkovic. Für die Autofahrt per Mini-Van zum WTA-Turnier nach Stuttgart hatten sie und ihre Freundinnen die karierten Schlafanzughosen, die sie von den Australierinnen beim Teamdinner als Gastgeschenk erhalten hatten, eingetauscht gegen schicke Polo-Shirts.
Denn nur eine Woche nach dem kräftezehrenden Trip ans andere Ende der Welt müssen die Protagonistinnen des neuen deutschen Fräuleinwunders schon wieder schnellstmöglich Jetlag, Müdigkeit und emotionale Ausnahmeerfahrungen verarbeiten. Kerber & Co. wollen sich beim wichtigsten deutschen Turnier bestmöglich präsentieren. Für Montagabend wurde sogar noch spontan eine Pressekonferenz einberufen.
In der Porsche-Arena kämpfen die DTB-Damen dann wieder als Individualistinnen um den Titel und Weltranglistenpunkte: müde und ausgelaugt, aber auch voller Adrenalin und Selbstvertrauen. „Das muss man jetzt erst einmal verarbeiten. Das dauert sicher noch ein paar Tage, bis uns das richtig bewusst wird. Wir haben nun Zeit, das zu genießen. Und ich glaube auch, dass dieser Erfolg den Spielerinnen für ihre Karrieren Kraft geben kann“, sagte Rittner. „Wir haben jetzt ein paar Monate Zeit, uns auf das Endspiel zu freuen.“
Sollte sich keine ihrer Spielerinnen verletzen oder in eine ernste Formkrise stürzen und sollte Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki zurück zur alten Form finden, könnte sich der große Titeltraum erfüllen. „Die Tschechen sind natürlich ein unglaublich starkes Team und haben mit Petra Kvitova eine Top-Spielerin in ihren Reihen“, sagte Petkovic. In dem erneuten Auswärtsspiel sieht die 26-Jährige auch eine Chance: „Das Schöne ist, wir wachsen noch mehr zu einer Einheit zusammen, wenn wir auswärts spielen müssen.“
In jedem Fall haben die deutschen Damen durch die Siege gegen Samantha Stosur und Casey Dellacqua endgültig das hässliche Etikett einer Fahrstuhlmannschaft abgelegt. Vor zwei Jahren noch stürzte das Team in die Zweitklassigkeit ab - nach einer Niederlage gegen Australien. Jetzt sagte Rittner stolz und bewegt: „Ich habe immer an dieses Team geglaubt. Die Mädels hätten den Titel verdient.“