Traumfinale in Stuttgart: Görges gegen Nummer eins
Stuttgart (dpa) - Die deutsche Überraschung Julia Görges und die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki stehen im Traumfinale beim internationalen Hallen-Tennisturnier in Stuttgart.
Die 22 Jahre alte Görges besiegte die australische Vorjahresfinalistin Samantha Stosur mit einer Weltklasse-Leistung 6:4, 3:6, 7:5. Die Dänin zog mit einem 7:5, 6:3 gegen Agnieszka Radwanska aus Polen nach. „Ich bin einfach nur glücklich. Und ich habe morgen absolut nichts zu verlieren. Das ist ein Sahnehäubchen“, meinte die Fed-Cup-Spielerin aus Bad Oldesloe vor dem Endspiel.
Die 20 Jahre alte Wozniacki, die in Stuttgart zuvor nie über die zweite Runde hinausgekommen war, spielt dann bereits um den vierten Turniersieg dieser Saison und den 16. Titel ihrer Laufbahn. „Ich freue mich auf dieses Match. Julia ist eine sehr gute Spielerin, kann hart schlagen und wird das gesamte Publikum hinter sich haben“, sagte sie. Für Görges ist das Finale des mit 721 000 Dollar dotierten Sandplatz-Wettbewerbs der größte Karriere-Erfolg neben dem Sieg von Bad Gastein und ihrer Endspiel-Teilnahme in Luxemburg (beides 2010).
Mit ihrer überragenden Leistung gegen die Weltranglisten-Siebte Stosur hat Görges die jüngste Erfolgsgeschichte der deutschen Tennis-Damen erst einmal weitergeschrieben. Sie ist die erste deutsche Spielerin seit Anke Huber 1996, die bei diesem Traditions-Turnier um den Titel spielt. Dazu wird die bisherige Nummer 32 der Welt durch diesen Erfolg erstmals zu den Top 30 der Weltrangliste gehören. Zwei deutsche Spielerinnen gab es in diesem Kreis zuletzt im August 1999.
Ausgelöst hatte diesen Aufschwung Andrea Petkovic, die durch ihre Erfolge bei den Australien Open (Viertelfinale) und in Miami (Halbfinale) schon bis auf Platz 19 des Rankings geklettert ist. Die Darmstädterin war per SMS auch eine der ersten Gratulantinnen ihrer Freundin. „Jeder ist auf seine eigene Art motiviert. Aber zu sehen, dass Andi zuletzt all diese Top-Leute geschlagen hat, gab uns anderen Spielerinnen auch Mut“, sagte Görges. Beide zusammen hatten das deutsche Team obendrein in die Weltgruppe des Fed Cups zurückgeführt.
Gegen Stosur spielte Görges „eines der besten Matches meiner Karriere“. Dabei war sie am Samstagmorgen um 07.00 Uhr von einer unangemeldeten Doping-Kontrolle aus dem Schlaf gerissen worden. Auf dem Platz ging die 22-Jährige immer wieder in die Offensive und verdiente sich viele Punkte durch spektakuläre Winner-Schläge.
Auch mehrere Rückschläge wie den Verlust des zweiten Satzes und eine zwischenzeitlich wieder verspielte 4:2-Führung im entscheidenden dritten Durchgang steckte sie gut weg. „Wenn man als deutsche Spielerin bei einem deutschen Turnier vor 4000 Zuschauern da unten steht, dann sollte man nicht aufgeben“, sagte Görges, nachdem sie in dieser hochklassigen, 2:15 Stunden dauernden Partie ihren ersten Matchball verwandelt hatte und vor Freude auf die Knie gesunken war.
Gegen die French-Open-Finalistin Stosur hatte sie 2010 in Tokio auch schon das erste Duell gewonnen. „Es ist für mich unglaublich, eine solche Spielerin schlagen zu können“, sagte Görges. Gegen die Petkovic-Bezwingerin Wozniacki ist ihre Bilanz dagegen negativ: Sie verlor beide bisherigen Spiele gegen die Nummer eins.