WTA-Turnier „Traurige Woche“ in Nürnberg - Bertens im Finale
Nürnberg (dpa) - Schon vor dem unerwarteten Finale in Nürnberg hat Bundestrainerin Barbara Rittner ein enttäuschtes Fazit vom Heimspiel der deutschen Tennis-Damen gezogen. Insgeheim hatte die Fed-Cup-Teamchefin bei der 5. Auflage des Sandplatzevents auf die erste deutsche Siegerin gehofft.
Dementsprechend frustriert äußerte sich die 44-Jährige darüber, dass keine der neun einheimischen Teilnehmerinnen das Halbfinale erreicht hatte und die formstarke Laura Siegemund mit einem Kreuzbandriss abreisen musste. „Mit einer so schweren Verletzung der Turnierfavoritin ist es unter dem Strich eine traurige Woche“, fasste Rittner bilanzierend zusammen.
Vor den am Sonntag beginnenden French Open in Paris waren alle deutschen Hoffnungen im Fränkischen früh beendet. Das Endspiel am Samstag bestreiten Titelverteidigerin Kiki Bertens und überraschend die tschechische Qualifikantin Barbora Krejcikova.
Die Niederländerin Bertens kam im Halbfinale durch die Aufgabe der Japanerin Misaki Doi beim Stande von 6:2, 0:1 aus ihrer Sicht weiter. Krejcikova setzte nach der Aufgabe von Siegemund und dem Tennis-Krimi gegen Carina Witthöft ihre unerwartete Erfolgsserie mit einem 6:4, 4:6, 6:0 über Sorana Cirstea aus Rumänien fort.
Anders als vor vier Wochen beim wichtigsten deutschen Damen-Turnier in Stuttgart mit dem Coup von Sandplatzkünstlerin Siegemund kam keine Euphorie um die Garde hinter der nicht anwesenden Nummer eins Angelique Kerber auf. Im Genteil: Andrea Petkovic bleibt als Finalistin der Premiere von 2013 einzige deutsche Endspiel-Teilnehmerin. Neben Siegemund verließ auch Viertelfinalistin Carina Witthöft angeschlagen den Nürnberger Versicherungscup.
Schmerzverzerrte Gesichter, Tapes um Knie und an Oberschenkeln wie bei Witthöft sowie Verletzungspausen waren in den Tagen von Nürnberg auffallend allgegenwärtig. Die Japanerin Doi im Halbfinale war die sechste Spielerin, die ihr Match nicht zu Ende spielte. „Vielleicht wollen viele Spielerinnen nicht das Risiko vor Paris eingehen“, mutmaßte Bertens vor dem Höhepunkt der Sandplatz-Saison. Rittner kritisierte die extreme Belastung in der langen Tennis-Saison: „Ich finde einfach, dass es zu viel ist. Die Spielerinnen müssen sich mehr Auszeiten gönnen, um das Jahr durchzuhalten.“
Siegemunds bittere Zwangspause dauert voraussichtlich bis ins kommende Jahr. „Wir versuchen, sie zu bremsen und zu sagen, du musst es nehmen, wie es kommt. Wenn es Januar oder Februar oder März wird, ist es auch egal“, sagte Rittner. „Sie wird halt leider nicht einen Monat fehlen, sondern mindestens sechs Monate.“
Tapfer gehe die Metzingerin nach dem Schock und trotz der „Form ihres Lebens“ mit der Situation um. Im Achtelfinale am Mittwoch gegen Krejcikova hatte sich Siegemund die schwere Knieverletzung zugezogen. An diesem Freitag stand für die 29-Jährige in Tübingen die Operation an. „Wenn so etwas passiert, überschattet das alles“, sagte Rittner, die auch als Turnierbotschafterin fungiert.