Wimbledon-Halbfinale ohne deutsche Damen
London (dpa) - Selbst der Zauber von Wimbledon wirkte bei Sabine Lisicki diesmal nicht, Angelique Kerber fehlte am Ende auch die Kraft.
Die beiden deutschen Tennis-Ladies haben im Viertelfinale des Rasen-Klassikers an der Church Road gegen zwei der Protagonistinnen ihrer Branche die Grenzen aufgezeigt bekommen und das Halbfinale verpasst. „Es ist schade. Ich hatte es schon befürchtet“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner enttäuscht.
Ein Jahr nach ihrem sensationellen Durchmarsch endete für Lisicki das berühmteste Tennisturnier der Welt am Mittwoch mit einem deutlichen 4:6, 0:6 gegen die rumänische French-Open-Halbfinalistin Simona Halep. Kerber musste einen Tag nach ihrem überraschenden Erfolg gegen die Russin Maria Scharapowa nach einem 3:6, 4:6 gegen die aufstrebende Kanadierin Eugenie Bouchard ihre Hoffnung auf ihr zweites Wimbledon-Halbfinale nach 2012 aufgeben.
„Im Nachhinein ist es ein gutes Wimbledon-Turnier“, erklärte Rittner. Sie haderte aber mit den unglücklichen Ansetzungen der Veranstalter, durch die ihre beiden Fed-Cup-Schützlinge keine 24 Stunden nach ihrem erfolgreichen Achtelfinalauftritt gleich wieder ran mussten. Kerber hätte sie durchaus den Turniersieg zugetraut. Beide seien aber „platt“ gewesen.
So blieb der Wunsch nach einer deutschen Finalistin wie im Vorjahr ungestillt und das Vorschlussrunden-Duell von Steffi Graf und Anke Huber bei den French Open 1993 in Paris das bis dato letzte deutsche Aufeinandertreffen unter den besten Vier bei einem Grand Slam. Dennoch haben die deutschen Tennisspielerinnen bewiesen, dass mit ihnen auf den großen Bühnen derzeit stets zu rechnen ist. Drei Wochen nach der Halbfinal-Premiere von Andrea Petkovic in Paris standen diesmal zwei von ihnen unter den besten Acht.
Halep und Bouchard kämpfen am Donnerstag um einen Platz im Endspiel. Im zweiten Halbfinale stehen sich die beiden Tschechinnen Petra Kvitova und Lucie Safavora gegenüber.
Lisicki und Kerber wollen und können dennoch Positives aus den vergangene zehn Tagen mitnehmen. Die 24-jährige Lisicki will mit dem bei ihrem Lieblingsturnier zurückgewonnen Spaß die schmerzlichen vergangenen Monate vergessen machen. „Ich habe es letztendlich geschafft, dass Momentum wieder auf meine Seite zu ziehen“, sagte Lisicki. Ihr kurz verschwundenes Dauerlächeln war schon wieder zurück, als sie wenige Minuten nach Kerber ein letztes Mal für die Wimbledon-Auflage 2014 den großen Interviewraum betrat.
Die Tage in Wimbledon, dem Ort, an dem sie sich so wohlfühlt, taten Lisicki sichtlich gut. Zu viel war in den vergangenen Monaten schief gelaufen. Die Zeit nach dem Wimbledon-Finale war geprägt von Verletzungen und frühen Niederlagen. In Paris stürzte sie in der zweiten Runde zudem noch auf ihr Handgelenk.
Zurück in Wimbledon gewann sie nun erstmals wieder vier Spiele in Serie. Sie habe sich seit langem mal wieder erfolgreich durchgebissen, erklärte Lisicki. Für eine Halep, eine der dominierenden Protagonistinnen auf der Damen-Tour, die für Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner „zurecht“ auf Platz drei der Welt steht, war das noch nicht genug.
„Ich glaube, dass das Selbstvertrauen wieder zurück ins Spiel und in den Körper kommt“, erklärte Lisicki dennoch. Nach ein paar freien Tagen will sie sich auf die Hartplatzsaison vorbereiten und dort ihr erfolgreiches Spiel von dem geliebten Rasen nun auch auf Hartplatz fortsetzen.
Kerber spürte das lange und anstrengende Match gegen French-Open-Siegerin Scharapowa am Tag ihres Viertelfinals am ganzen Körper. „Mir war klar, dass ich nicht genug Zeit hatte mich zu regenerieren“, erklärte die 26-jährige Kielerin, sprach sich aber selbst Mut zu: „Ich weiß, dass ich da oben hingehöre.“