Wimbledon: Kerber, Lisicki halten „deutsche Fahne hoch“
London (dpa) - Angelique Kerber hat im Achtelfinale mit Maria Scharapowa „nichts zu verlieren“, Sabine Lisicki hinkt in Wimbledon noch hinterher.
Am Montag will die letztjährige Finalistin ihren Satzvorteil nutzen und gegen die frühere Weltranglisten-Erste Ana Ivanovic ebenfalls in die Runde der letzten 16 einziehen. Während die aktuelle Nummer Serena Williams beim berühmtesten Tennis-Turnier der Welt schon nicht mehr dabei ist, stehen mit Lisicki und Kerber immerhin noch zwei Deutsche in der zweiten Woche auf der großen Grand-Slam-Bühne. Ihre Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic verpasste an dem verregneten Samstag mit vielen Unterbrechungen allerdings den Sprung ins Achtelfinale.
Für Sabine Lisicki hieß es nach den Wetterkapriolen „noch mehr warten“, wie sie twitterte. Doch die Gemütslage für den spielfreien Sonntag hätte für die 24-jährige Berlinerin schlechter sein können. Gegen die Serbin Ivanovic entschied sie den ersten Satz mit 6:4 für sich. Bei 1:1 im zweiten Durchgang fangen beide am Montag auf Court 1 (14.00 Uhr) wieder an.
Ein weiteres Match muss Angelique Kerber, Wimbledon-Halbfinalistin von 2012, abwarten, ehe sie zu ihrem nächsten Showdown gegen die russische Topspielerin Scharapowa auf den zweitgrößten Platz des All England Lawn Clubs darf. „Die Angie macht das einfach, ratzfatz“, meinte Andrea Petkovic launisch bei Sky und nannte ihre Freundin Angelika: „Die Angelika hält die deutsche Fahne hoch.“
Petkovic selbst wird nur noch Daumen drücken. Vor drei Wochen stieß sie in Paris bei den French Open bis ins Halbfinale vor, nun war nach einem 3:6, 4:6 gegen die kanadische Newcomerin Eugenie Bouchard auf dem von ihr weniger geliebten Rasen in der dritten Runde Schluss. „Die Enttäuschung ist nicht allzu groß“, erklärte die 26-Jährige. Ein wenig genervt war sie vom Umgang mit dem tristen Wetter.
Stundenlang mussten die Tennisprofis bei dunklen Wolken und immer wiederkehrenden Schauern auf der Anlage herumhängen. „Was ich anstrengend fand, war, dass sie keine klare Aussage gemacht haben“, klagte Petkovic. „Sie haben uns alle Viertelstunde wieder gezwungen, uns warm zu machen. Sie haben uns nicht richtig entspannen lassen, weil sie immer wieder gesagt haben, in einer halben Stunde vielleicht.“
Kerber war einfach nur erleichtert. Trotz des schlechten Wetters war sie mit einem 3:6, 6:3, 6:2 gegen die letztjährige Halbfinalistin Kirsten Flipkens aus Belgien weitergekommen. Nur zu Beginn hatte sie sich vom ganzen Hin und Her aus dem Tritt bringen lassen, weil sie früher auf den Platz musste als geplant. „Ich hatte nicht wirklich viel Zeit, es ging auf einmal ganz schnell“, schilderte die Weltranglisten-Siebte.
Weder Kerber noch Petkovic überraschte, dass sich Serena Williams nach einem 6:1, 3:6, 4:6 gegen die an 25 gesetzte Französin Alizé Cornet früh von den Traum ihres sechsten Wimbledon-Triumphs verabschieden musste. „Serena hängt sehr von ihrem Selbstvertrauen ab“, analysierte Petkovic, „wenn sie ein paarmal früh verliert, dann merkt man, dass sie nicht ganz so entschlossen an die Bälle rangeht. Dann geht es eigentlich.“ In Paris war die 32-Jährige in der zweiten Runde rausgeflogen, bei den Australian Open im Achtelfinale.
Schlimmer liest sich die Bilanz von Lisicki. Seit ihrem Durchmarsch bis in das Wimbledon-Finale vor zwölf Monaten weist sie nur einmal drei Siege nacheinander auf, auch das ist schon neun Monate her. Doch an der Church Road hat sie schon oft bewiesen, dass sie es kann. 2009 und 2012 stand Lisicki im Viertelfinale, 2011 im Halbfinale. Bei jeder Gelegenheit betonte sie in diesen Tagen, wie sehr sie Wimbledon liebe und wie die Anlage sie zu einer besseren Tennisspielerin verzaubert. Boris Becker traf die Berlinerin mehrmals auf dem angrenzenden Trainingsgelände. „Man sieht wieder ihr Lächeln, ihr gutes Gefühl ist da, das muss man sagen“, schilderte Becker. „Aber langt das? War die Zeit, ihre Form zu finden, nicht zu kurz?“