Trotz Gold und Silber: Vor Fechtern liegt viel Arbeit
Kasan (dpa) - Premieren-Gold für die Dormagener Säbel-Jungs und die elfte, diesmal silberne WM-Medaille von Degen-Größe Britta Heidemann haben dem Deutschen Fechter-Bund die Bilanz von Kasan gerettet.
„Betrachtet man das Gesamtergebnis, so ist das befriedigend - also die Note drei“, kommentierte Sportdirektor Sven Ressel den Auftritt seiner 26 Athleten in der russischen Millionenstadt.
Und der lief besser als bei zurückliegenden Großveranstaltungen: Die WM in Budapest 2013, Olympia in London und das Weltchampionat 2011 in Catania auf Sizilien waren mit jeweils einmal Silber und Bronze wenig berauschend. Ressel und die DFeB-Verantwortlichen wollen die dezente Steigerung und speziell das erste WM-Gold seit Peter Joppichs Florett-Titel 2010 in Paris positiv nutzen.
„Das müssen wir auch“, meint Ressel. Das ist eine klare Ansage. Denn schon im Frühjahr 2015 beginnt die knallharte Qualifikation für Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Und auf dem Weg dorthin „werden wir uns in keiner Waffe verstecken. In jeder Disziplin werden wir ein Team bilden, dass sich gezielt in Richtung Olympia-Qualifikation bewegen soll“, kündigte der Fechter-Sportchef an.
Es gibt indes Lücken, die selbst mit der Maßnahme, künftig Cheftrainern die Gesamtverantwortung in den drei Waffen zu übertragen, nur schwer zu schließen sein werden. Beispiel Damendegen: Im Team scheiterten Heidemann und Co. zum Abschluss am Mittwoch im Achtelfinale an Europachampion Rumänien (16:25).
Am Schluss waren sie 13. und damit so schlecht wie letztmals 1998. Dabei hatte es zwischen 2003 und 2010 stets WM-Medaillen gegeben. Die Degenherren, vor einem Jahr als WM-18. auf einem Tiefpunkt, verbesserten sich trotz der Achtelfinaleniederlage gegen Europameister Schweiz (32:45) als Zehnte erheblich.
In etlichen Bereichen aber sind die deutschen Fechter von der Weltspitze abgehängt worden. Florettfrau Carolin Golubytskyi stürzte von Platz zwei 2013 diesmal auf Rang 33 ab. Und selbst ein Ass wie der viermalige Einzel-Weltmeister Joppich, der individuell Position 20 und mit dem umformierten Team des Olympia-Dritten Position sieben einnahm, muss für die Rio-Qualifikation nachbessern. Erfreulich: Die Florettfechterinnen um den italienischen Toptrainer Andrea Magro wurden Fünfte, Säbel-Mann Max Hartung (7.) und Florett-Könner Sebastian Bachmann (8.) verpassten Medaillen nur ganz knapp.
Spontane Konsequenzen aus Kasan sollen nicht gezogen werden. Ressel: „Die Probleme, die wir haben, waren uns vorher schon bekannt.“. In Spannungsmomenten fehlt dem einen oder der anderen die mentale Stärke einer Britta Heidemann. Hier soll, so Ressel, „in Einzelfällen gezielt auf Sportpsychologen zurückgegriffen werden“.
Und bis zum Beginn der Rio-Qualifikation von April 2015 an „haben wir noch Zeit, unsere Ausgangssituation zu verbessern“, meint Ressel. Das Training soll noch wirksamer gestaltet werden, vor allem mit leistungsstarken Gruppen, die zu selten existieren. Ressel: „Nur so haben wir eine Chance, so viele Athleten wie möglich nach Rio zu bringen.“ Das ist jetzt das große Ziel.