Vehs Pläne für den Neuanfang
Der 1. FC Köln verabschiedet sich nach dem mageren 1:1 gegen den FSV Mainz von der Vorstellung, Erstligist bleiben zu dürfen.
Köln. Der Weg vor die Kurve geriet zum kleinen Spießrutenlauf. Jetzt war die Geduld der Kölner Anhänger erschöpft, das Fass voll. Als Leonardo Bittencourt auf die Fans in der Südkurve zuläuft, pfeifen einige, viele rudern mit den Armen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Es ist alles andere als ein Triumphmarsch.
Nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen den FSV Mainz herrscht nur Frust in Köln-Müngersdorf. Sechs Punkte Rückstand auf den Tabellen-16. Mainz und ein schlechteres Torverhältnis, dazu nur noch fünf Spiele — das wird kaum reichen. Allen ist das bewusst. Und als FC-Trainer Stefan Ruthenbeck in der Pressekonferenz nach dem Spiel schwadroniert, wenn man in Berlin gewänne und Mainz gegen Freiburg verliere, dann verkürze sich der Abstand ja wieder, kommt leises Gelächter auf. Ruthenbeck glaubt es selbst nicht mehr. Nein, in Köln ist der sechste Abstieg und der sechste Neuanfang ganz nah. Nationalspieler Jonas Hector bricht frustriert ein Interview ab, in dem er Minuten nach dem Spiel die Gründe erklären soll, es aber nicht kann. Torhüter Timo Horn starrt schon auf dem Rasen fassungslos in den Frühlingshimmel. Rote Wangen, leerer Blick. Das x-te Kölner Endspiel, das vielleicht das wichtigste von allen war, fühlt sich nur noch an wie ein Genickbruch.
Nur Armin Veh, der als Kölns Sportdirektor schon mit Amtsantritt vor 16 Spielen davon gesprochen hatte, ab sofort für die 2. Liga zu planen, konnte noch lächeln. Es scheint, dass der Routinier in seinen Planungen schon etwas weiter ist als allein im Moment zu verharren. So muss es wohl sein. Veh erklärt, dass das ständige Herankommen bei darauf folgenden Rückschlägen zehre. Er macht abermals die katastrophale Hinrunde verantwortlich für die aktuelle Situation. „Es ist schwer für die Spieler, weil man immer weiß, unbedingt gewinnen zu müssen. Irgendwann kriegst du das einfach nicht mehr gebacken. Normalerweise wären unsere 15 Punkte in der Rückrunde kein Beinbruch. Aber du hast einfach das Problem, mit einer nötigen Lockerheit in so ein Spiel zu gehen — das schaffst du nicht.“
Vor allem gegen direkte Konkurrenten gelang dem FC in der Rückrunde viel zu wenig: Aus den Heimspielen gegen Augsburg, Hannover (beide 1:1), Stuttgart (2:3) und Mainz holte man nur drei Punkte. Es wäre sicher mehr möglich gewesen. Gegen Mainz trat aber auch zu Tage, dass im Kölner Team zwar viel Harmonie, aber auch zu viel Sensibilität zu Hause ist.
Veh treibt auch deshalb die Planungen für die 2. Liga voran. „Es bleibt spannend“, sagte er am Samstag und verriet im TV-Bezahlsender Sky, dass er sogar mit dem Verbleib des Nationalspielers Jonas Hector liebäugele: „Normalerweise kann man sich nicht vorstellen, dass ein Nationalspieler von 27 Jahren in die 2. Liga geht“, sagte Veh. „Aber Jonas ist ein außergewöhnlicher Typ. Deshalb könnte ich mir zu einem gewissem Prozentsatz vorstellen, dass er bei uns bleibt.“ Auch mit weiteren Leistungsträgern wie Horn, Dominique Heintz oder Bittencourt wird Veh sprechen, auch „wenn ich nicht der bin, der am Ende allein die Klauseln ziehen kann“, so der Kapitän des havarierenden FC-Dampfers, der lächelnd hinzufügte: „Obwohl das eigentlich gar nicht schlecht wäre, wenn man als Manager Klauseln ziehen könnte, die man alleine hat. Leider ist das aber beidseitig notwendig.“
Hector hatte die Gastgeber gegen Mainz früh in Führung geköpft, Ruhe gab das dem Kölner Spiel aber gar nicht. Nach dem Ausgleich durch den Argentinier Pablo De Blasis (50.) hätte Mainz bei zwei Aluminiumtreffern und einer herausragenden Parade von Horn in der Schlussminute sogar noch gewinnen können. Köln litt unter einer schwachen Leistung der Offensive, in der Simon Terodde nie Bindung zum Spiel fand, fast jeden Zweikampf verlor und in der erst der zu spät eingewechselte Claudio Pizarro neuen Schwung vermitteln konnte. Als in der Endphase mit Terodde, Pizarro und dem erneut völlig indisponierten Cordoba drei Spitzen die Verzweiflung des FC ausdrückten, war kaum jemand mehr da, der sie alle aus dem Mittelfeld bedienen konnte.