Viele Stars und ein Deutscher bei den Winter-X-Games
Aspen (dpa) - Auf das bedeutendste Extremsportspektakel des Jahres hat Snowboarder David Speiser alles ausgerichtet. Mit 31 Jahren ist der Oberstdorfer fast schon ein X-Games-Routinier. Viermal war er dabei, einmal schaffte er es aufs Podest.
Von Donnerstag an steht er wieder beim Großereignis im US-amerikanischen Aspen am Start - und will hoch hinaus. „Nach Olympia haben die X-Games für uns den höchsten Stellenwert“, sagt der Boardercrosser, einziger deutscher Starter beim Megaevent, „Anspannung und Freude sind natürlich riesig“. Der tragische Tod der Freestyle-Artistin Sarah Burke, viele Jahre eines der Covergirls, hat allerdings auch ihn bestürzt.
Die gesamte X-Games-Elite will in Aspen innehalten - und trotzdem wie gewohnt feiern. Das kleine winterliche Städtchen im US-Bundesstaat Colorado ist zum elften Mal in Folge Austragungsort der prestigeträchtigsten Veranstaltung. Mehr als 200 Athleten der Freestyle-Elite treten in den Disziplinen Skiing, Snowboarding und Snowmobile gegeneinander an. Speiser jagt in seiner Disziplin zusammen mit mehreren anderen auf dem Snowboard eine Abfahrtsstrecke hinab - die Schnelligkeit siegt. Eine Wettkampfform, die seit 2006 auch zum Olympia-Programm zählt.
Hinter der Idee „Olympische Spiele für Funsportarten“ steckt vor allem US-Sendergigant ESPN. „Das Ganze wird in den USA unglaublich groß aufgezogen“, urteilt Speiser. Der Medienkonzern lädt seine ausgesuchten Sportler - die besten ihrer Disziplinen - ein, ESPN stellt die Gelder, organisiert das Marketing, ESPN überträgt live.
Und ESPN hat einen wahnsinnigen Erfolg. Im Vorjahr verfolgten die Winter-X-Games weltweit rund 380 Millionen an den Fernsehschirmen - die meisten in den USA. Ins Skiparadies am Buttermilk Mountain in Aspen selbst passen nur wenige ein paar Tausend Fans - „deshalb ist das ein reines TV-Event“, sagt Speiser. Vor vier Jahren fuhr er als Dritter seinen größten X-Games-Erfolg ein und landete auf dem Treppchen: Denn wie bei Olympia werden Medaillen vergeben, der Sieger eines Wettbewerbs erhält 25 000 US-Dollar, knapp 20 000 Euro. „Die X-Games funktionieren nach dem Motto, dass an einem Tag ein Hero gesucht wird“, verdeutlicht Speisers Bundestrainer Gernot Raitmair.
Das Spektakel lockt die Massen. Vor allem in Nordamerika selbst ist die Begeisterung groß, obwohl das viertägige Event mit seinem ganzen Drum und Dran einer einzigen Werbeveranstaltung für den Mediengiganten und Veranstalter ESPN gleicht. 1997 feierten die Winter-X-Games ihre Premiere, entwickelten sich in Nordamerika rasch zum Vorzeigeevent im Wintersportbereich.
Der in Europa prominent vermarktete Weltcup-Zirkus des internationalen Ski-Verbandes FIS ist da schwer im Nachteil. „In den USA kennt kaum wer die ganzen Weltcup-Fahrer, die X-Games-Starter aber sind den meisten bekannt“, erklärt Speiser. Allen voran Stars wie Shaun White (Snowboard-Halfpipe), zehnfacher X-Games-Gewinner, der auch bei den Olympischen Spielen 2006 und 2010 jeweils Gold gewann. Der 25-Jährige ist Star der Snowboarderszene, amerikanische Werbeikone - und inzwischen millionenschwer.
Auch der kanadische Freestyle-Topstar Sarah Burke hatte die X-Games zum x-ten Mal dick im Terminkalender eingetragen - ehe ein tragisches Unglück alles veränderte. Die 29-jährige Powerfrau, vierfache X-Games-Siegerin in der Halfpipe, starb vergangene Woche an den Folgen eines schweren Trainingssturzes. Ein Schock für alle - und „ein tragischer Verlust“, wie es auf der X-Games-Internetseite hieß.
Intern vertreten die Organisatoren das Credo: The show must go on. Das diesjährige Großereignis ist die 16. Auflage der Winter-X-Games, die Sommerausgabe in Los Angeles steigt im August zum 18. Mal. Von 2013 an will ESPN durch den Start einer neuen Global-X-Games-Serie auch außerhalb Amerikas verstärkt auf sich aufmerksam machen. Sechs Veranstaltungen in den USA, Europa und Asien sind geplant. Für eine davon hat sich auch München beworben - bei ESPN. „Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Bewerbungsschrift und Eventpräsentation sehr gute Chancen haben, in die engere Auswahl möglicher Austragungsstädte zu kommen“, frohlockt Ralph Huber, Chef des Olympiaparks.
Die Entscheidung fällt im April. Erhält München den Zuschlag, würde die bayerische Landeshauptstadt allerdings Bühne für sommerliche Extremsportarten werden - Skateboarden, Motocross oder BMX also. David Speiser spielt dann keine Rolle, Shaun White womöglich schon: Der kalifornische Snowboarder startete in der Vergangenheit gerne mal als Skateboarder bei den Sommer-Games.