Zufälligerweise hatte sich Carlo Sickinger just dann im improvisierten Containerdorf des Elversberger Stadions, das sich nach wie vor im großen Umbau befindet, zum Interview aufgestellt, als Florian Kastenmeier zwei Meter entfernt auf den Elfmeter des 27-Jährigen angesprochen wurde. „Hut ab“, sagte der Torwart von Fortuna und drehte sich kurz zu Sickinger um, „den hat er gut getreten. Manchmal kann man halt nichts machen.“ Mit Schmackes hatte der Mittelfeldakteur die Kugel zehn Minuten vor dem Ende des in weiten Teilen äußerst zähen Zweitliga-Spitzenspiels zum späteren 1:1-Endstand in den Winkel befördert; Kastenmeier war zwar in der richtigen Ecke, aber machtlos.
Mit der Punkteteilung konnten beide Kontrahenten leben, weil Fortuna trotz phasenweise drückender Überlegenheit der Saarländer nicht als Verlierer vom Platz ging und die Elversberger die überraschende Führung der Gäste durch einen strammen Schuss von Isak Johannesson noch ausglichen. Trotzdem haderten die Düsseldorfer ein wenig mit der verpassten Chance, drei Punkte aus dem äußersten Südwesten der Republik mitzunehmen und im Aufstiegskampf einen gehörigen Satz nach vorne zu machen. „Es ist schade, dass wir es nicht geschafft haben, unsere Führung über die Runden zu bringen, wenn wir in Elversberg schon mal vorne liegen, und nur durch einen Elfmeter ein Gegentor bekommen“, sagte Kapitän Andre Hoffmann.
Schiedsrichter Robert Hartmann hatte sich nach dem etwas unvorsichtigen Einsteigen von Jamil Siebert gegen Robin Fellhauer schnell festgelegt und lag zwar nicht gänzlich daneben, strittig war seine für den Ausgang der Partie letztlich ziemlich maßgebliche Entscheidung aber schon. „Der Schiedsrichter hatte eigentlich eine großzügige Linie, deswegen war ich ein bisschen verwundert, dass er den Elfmeter gegeben hat“, sagte Kastenmeier, ergänzte aber: „Ganz genau habe ich die Szene nicht gesehen und will deshalb auch nicht mehr dazu sagen. Wir haben einen Videoassistenten, der hat nicht eingegriffen – also wird der Pfiff berechtigt gewesen sein.“
In dieselbe Kerbe schlug auch Trainer Daniel Thioune. „Ich fand den Pfiff gegen uns sehr hart, aber doch vertretbar“, sagte der 50-Jährige und ergänzte: „Mit ein bisschen mehr Ruhe und einem nicht ganz so ungestümen Einsatz vor dem Elfmeter hätten wir vielleicht sogar etwas mehr mitnehmen können.“ Ein Kontakt lag zwischen dem Schienbein von Siebert und der Hacke von Fellhauer definitiv vor, und doch hatte es ein wenig den Anschein, als sei die kleine Karambolage eher ein Unfall gewesen. Die Partie weiterlaufen zu lassen, wäre sicherlich keine vollkommen falsche Entscheidung gewesen.
„Der Schiedsrichter hat mir gesagt, dass es für ihn ein klarer Elfmeter ist und nur gecheckt wurde, ob das Foul im Strafraum oder außerhalb war“, berichtete Kapitän Hoffmann. „Der Gegner war aber schon sehr darauf bedacht, den Pfiff zu bekommen. Er geht natürlich weg vom Tor, da weiß ich gar nicht, ob wir da überhaupt so aggressiv rausmüssen. Trotzdem hat Jamil mit genau dieser Aggressivität auch vorher wieder etliche Zweikämpfe für uns entschieden. Von daher: absolut kein Vorwurf an ihn.“