Beckert angriffslustig: „Endlich Sablikova schlagen“
Erfurt (dpa) - Der Rücken zwickt noch immer, aber Stephanie Beckert hat das Sommertraining in diesem Jahr ohne Probleme absolviert. Das gibt der Team-Olympiasiegerin Zuversicht, endlich auch einmal die überragende Tschechin Sablikova bei der Weltmeisterschaft zu bezwingen.
Fragen zu ihrem bisher angespannten Verhältnis zu Erzrivalin Claudia Pechstein beantwortet Stephanie Beckert inzwischen diplomatisch. „Wir sind Gegner auf dem Eis, trainieren aber gemeinsam und respektieren uns gegenseitig“, sagte die 24-jährige Erfurter Olympiasiegerin vor dem Start der vorolympischen Eisschnelllauf-Saison im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Es klingt schon fast wie Versöhnung. Der gemeinsame Nenner für beide deutsche Top-Läuferinnen ist der Team-Wettbewerb, in dem sie gemeinsam nach einer WM-Medaille streben.
Doch hinter den beiden Konkurrentinnen klafft derzeit eine große Lücke, so dass für Stephanie Beckert eine olympische Erfolgsgeschichte wie 2010 in Vancouver mit den inzwischen zurückgetretenen Anni Friesinger und Daniela Anschütz in weiter Ferne scheint. „Das Team-Rennen wird im Saisonverlauf auch ein Thema, im Moment stehen die Einzelstrecken im Vordergrund“, bekannte Beckert. Zur momentan viel zu langsam aufrückenden Jugend will die Thüringerin derzeit noch kein Urteil abgeben. „Die Meisterschaften werden ein erster Fingerzeig sein.“
Im vorigen Sommer musste Stephanie Beckert wegen chronischer Rückenprobleme und Bundeswehr-Lehrgänge viele Monate pausieren, gelangte erst mit Verspätung zur Topform. In diesem Jahr lief das Training weitaus kontinuierlicher. „Es hat sich grundsätzlich bewährt, dass ich vorsichtig meinen Rücken belaste. Der Physio ist mein täglicher Begleiter. Mindestens eine Stunde am Tag verbringe ich bei den Behandlungen und Übungen, aber der Erfolg ist da: Der Rücken hat durchgehalten.“
Beweisen möchte Stephanie Beckert, die in 4:05,43 Minuten bei Testrennen über 3000 Meter die weltbeste Zeit der Saison fixierte, das möglichst schon am Freitag zum Meisterschafts-Auftakt in Berlin über 3000 Meter, wo Claudia Pechstein die hartnäckigste Rivalin sein dürfte. Doch überbewerten möchte die Erfurterin das Rennen nicht. „Ich bin für die Weltcups qualifiziert, also ist es für mich mehr ein letzter Test vor dem internationalen Auftakt eine Woche später.“
In Heerenveen kommt es voraussichtlich zum ersten Duell mit der überragenden Doppel-Olympiasiegerin und zehnfachen Weltmeisterin Martina Sablikova aus Tschechien. „Mein Ziel ist es, bei jedem Weltcup-Rennen und bei der WM wieder unter die ersten Drei zu kommen. Und natürlich will ich endlich auch Sablikova schlagen. Aber das wird schwer, sie ist das Maß aller Dinge“, bekannte Beckert, die nach der Pause im Vorjahr diesmal auch wieder die Welt- und Europameisterschaften im Mehrkampf anpeilt.
„Wenn der Rücken mitspielt, stehen auch die Mehrkämpfe wieder im Fokus. Bei den Sprints muss ich aber aufpassen, dass ich mir am Rücken nicht wieder etwas weghole.“ Es gelte weiterhin, die Belastungen bewusst zu steuern. Das gelte auch für die Teilnahme an Massenstartrennen im Rahmen der Weltcups.
Das große Ziel für Stephanie Beckert sind die Winterspiele 2014 in Sotschi, wo sie ihre Super-Bilanz von Vancouver mit einmal Gold und zweimal Silber noch verbessern möchte. Für 2018 gibt es indes das Projekt „Vier Beckerts bei Olympia.“ „Patrick ist mein wichtigster Trainingspartner. Und die beiden anderen, Pedro in der AK 17 und Jessica in der AK 19, haben sich technisch sehr verbessert. Das heißt, wir streben das große Ziel weiter an“, bekannte die derzeit erfolgreichste deutsche Eisschnellläuferin.