Biathletinnen ohne Podest - Soukalova feiert Sieg
Chanty-Mansijsk (dpa) - Gefeiert wird trotzdem! Auch wenn die deutschen Biathletinnen beim Weltcupfinale im sibirischen Chanty-Mansijsk im letzten Saisonrennen die Podestplätze verpassten, war von schlechter Stimmung keine Spur.
„Es war ein langer Winter, da haben wir uns die Abschlussparty verdient“, meinte Miriam Gössner nach dem Massenstart. Doch während die dreimalige Saisonsiegerin mit acht Fehlern einmal mehr ihre Schießschwäche offenbarte und nur 29. wurde, ließ Youngster Laura Dahlmeier erneut ihr großes Potenzial aufblitzen.
Beim dritten Sieg der Tschechin Gabriela Soukalova lief die 19-Jährige auf Rang sieben und schaffte damit in ihrem erst achten Weltcuprennen bereits die sechste Top-Ten-Platzierung. „Es ist wie im Traum, eine Wahnsinnsaison, mit der ich nie gerechnet hätte“, erzählte die deutsche Nachwuchshoffnung mit einem Lächeln. Dabei hatte sie sich vor dem Rennen, bei dem ein sogenannter „Flitzer“ nackt über die Strecke rannte und für kurze Aufregung sorgte, gar nicht gut gefühlt. „Ich war richtig fertig. Ich wusste, dass ich gut schießen musste.“ Das tat sie mit nur einem Fehler.
Derweil krönte die Norwegerin Tora Berger ihre überragende Saison mit einem weiteren Rekord. Als erste Skijägerin gewann sie neben dem Gesamtweltcup auch alle vier Kleinen Kristallkugeln für die Disziplinenwertungen Einzel, Sprint, Verfolgung und Massenstart. Das war zuvor nur dem Franzosen Raphael Poiree 2004 gelungen. Bei der WM in Nove Mesto hatte Berger zudem als bisher Einzige im Biathlon-Zirkus bei allen sechs Rennen eine Medaille gewonnen.
Die Sprint-Zweite Andrea Henkel verteidigte mit Rang neun im Massenstart ihren dritten Platz in der Weltcup-Gesamtwertung. Die 35-Jährige avancierte in der Saison mit WM-Silber und vier weiteren Podestplätzen zur erwarteten Stütze und Leaderin des Teams.
Insgesamt hatten die deutschen Skijägerinnen am Ende einer langen Saison in Einzel- und Staffelrennen fünf Siege sowie jeweils vier zweite und dritte Plätze zu Buche stehen. Deshalb zog Bundestrainer Uwe Müssiggang ein positives Fazit. „Nach den Rücktritten von Magdalena Neuner und Michael Greis war eine gewisse Grundskepsis da. Im Saisonfazit sind wir mit beiden Mannschaftsteilen zufrieden. Wir sind in der Weltspitze mit dabei“, meinte Müssiggang, schränkte aber auch ein: „Es hat nicht alles geklappt. Speziell bei der WM, da waren wir schon enttäuscht.“ Da reichte es nur zu WM-Silber durch Henkel und Staffel-Bronze für die Herren.
Ein Sinnbild für die Saison der Deutschen war das Crossfire von Andreas Birnbacher bei der Verfolgung am Samstag. Zwar traf der Routinier alle 20 Scheiben, fünf davon waren aber die falschen. Als Konsequenz musste der 31-Jährige, der im Sprint Dritter geworden war, fünf Strafrunden laufen und vergab einen sicheren Podestplatz. So war es den Skijägern im Winter öfter ergangen. Die Leistungen waren gut, aber ein Puzzleteil in der Komplexleistung aus Laufen und Schießen fehlte meist. „Potenzial steckt viel drin, aber jeder muss sich noch ein Stück weiterentwickeln“, analysierte Männer-Coach Mark Kirchner.
Neben Henkel und Gössner, die im letzten Saisonsprint die Plätze zwei und drei belegt hatten, machten vor allem Laura Dahlmeier und Evi Sachenbacher-Stehle auf sich aufmerksam. Dahlmeier stieg auch dank ihrer famosen Staffelrennen bei der WM und beim Olympia-Test in Sotschi zur neuen Hoffnungsträgerin auf. Umsteigerin Sachenbacher-Stehle wurde in ihrer ersten Biathlon-Saison Zweite im IBU-Cup und gewann mit der Staffel in Sotschi ihr erstes Weltcuprennen.