Russische Biathleten im Fokus Dopingskandal: Harte Strafen oder weiteres Rätselraten?
Antholz (dpa) - Der Biathlon-Weltverband IBU will am Samstag über die weiteren Entwicklungen im russischen Dopingskandal informieren. Die Pressekonferenz um 20.00 wird mit großer Spannung erwartet.
Am Rande des Weltcups im italienischen Antholz trifft sich der zuvor zehn Mitglieder umfassende Vorstand zu einer weiteren Sitzung, um über eventuelle Sanktionen zu beraten. Vor dem Medientermin sollen die Athleten über die Ergebnisse informiert werden.
In Oberhof Anfang Januar hatte IBU-Präsident Anders Besseberg die Athleten noch mit den Worten vertröstet, dass schnelle Konsequenzen nicht so einfach und problemlos umzusetzen seien. Doch das reicht den Sportlern nicht. So hofft nicht nur Deutschlands Nummer eins Laura Dahlmeier auf IBU-Maßnahmen noch vor der Weltmeisterschaft in drei Wochen in Hochfilzen. „Auch um einfach der Welt zu zeigen, wir Biathleten sind für einen sauberen Sport und auch die IBU steht voll hinter uns“, sagte die 23 Jahre alte Verfolgungs-Weltmeisterin. „Wir möchten jetzt konsequente Handlungen, am besten noch vor der WM.“
Doch was ist zu erwarten? Dass neben Olga Wiluchina und Jana Romanowa, den einzigen der 31 im zweiten McLaren-Report genannten und bisher gesperrten Russen, weitere Namen öffentlich gemacht werden? Wohl eher nicht. Zumal keine positiven Dopingproben russischer Athleten vorliegen. Denn Proben von den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi sollen auch mit Hilfe des russischen Geheimdienstes ausgetauscht oder manipuliert worden sein. Damit dürfte die Sperre einzelner Russen nahezu unmöglich sein.
Vielleicht überrascht die IBU aber auch und sperrt den russischen Verband. Eine Komplettsperre hatte IBU-Generalsekretärin Nicole Resch nicht ausgeschlossen. Eine Suspendierung des russischen Verbandes (RBU) wäre aber nur dann möglich, wenn die IBU nachweisen kann, dass die RBU Dopingstrukturen aufgebaut hat und damit gegen die Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA verstößt. Auch das scheint mehr als schwierig.
„Es ist davon auszugehen, dass die genau wussten, welcher Sportler was genommen hat, und deshalb wird es diese Proben in der abgegebenen Form auch nicht mehr geben. Ich denke, das Thema ist irgendwo durch“, sagte der zweimalige Weltmeister Eric Lesser dem ZDF. „Deshalb haben wir uns als Athleten auf die Strafen danach fokussiert. Das ist das Einzige, worauf wir Einfluss nehmen können.“
Auch sein Teamkollege Arnd Peiffer ist mehr als ernüchtert: „Da fragt man sich natürlich als Athlet, warum ich jeden Tag erreichbar bin und ich ständig Proben abgebe, wenn es dann in anderen Ländern so leicht ist, so eine Probe zu vertauschen. Das ist natürlich total frustrierend und ich hoffe auf harte Konsequenzen.“
Nachdem ein von Superstar Martin Fourcade ins Spiel gebrachter Weltcup-Boykott vorerst vom Tisch ist, hatten die Athleten tiefgehende Veränderungen bei den Dopingbestrafungen gefordert und der IBU in der Vorwoche einen von 170 Sportlern unterzeichneten Brief übergeben. Demnach sollen die Sperren auf bis zu acht Jahre verlängert werden, betroffene Nationen Startplätze verlieren und die finanziellen Strafen auf bis zu eine Million Euro erhöht werden.
Doch Fourcade hat keine große Erwartungen mit Blick auf Samstag. „Ich werde dahin gehen, weil sich das so gehört. Und dann sehen wir weiter“, sagte der Franzose.