Dopingvorwürfe: Starych nicht mehr im russischen Team
Moskau (dpa) - Russlands beste Biathletin Irina Starych ist nach Dopingvorwürfen in die Offensive gegangen und hat sich aus dem Olympia-Team zurückgezogen.
„Ich habe ein Schreiben von der IBU erhalten, in dem mitgeteilt wird, dass eine meiner Dopingproben positiv war. Die Nachricht war für mich eine Überraschung. Glauben Sie mir, ich bedauere es aufrichtig, dass dieser Fall mit meinem Namen zu tun hat“, erklärte die Saison-Aufsteigerin in einer auf der Internetseite der Russischen Biathlon Union (RBU) veröffentlichten und sehr persönlichen Mitteilung.
Die nicht zur Trainingsgruppe des deutschen Trainers Wolfgang Pichler gehörende Starych, Gesamtweltcup-Sechste, kündigte an, die B-Probe öffnen lassen zu wollen. „Aber ich kann nicht in der Mannschaft bleiben, bis die Ermittlungen zu Ende sind. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in den Augen der Öffentlichkeit einen Schatten auf mein Team werfen würde, solange das Resultat nicht bekannt ist“, schrieb die 26-Jährige.
Zwei Tage zuvor hatte der Weltverband IBU mitgeteilt, dass bei insgesamt drei Sportlern aus Russland und Litauen positive A-Proben genommen worden seien, ohne jedoch Namen zu nennen. Dem litauischen Verbandspräsidenten Arunas Daugirdas zufolge sei der betroffene Athlet jedoch kein Kandidat für das Olympia-Team gewesen. Er gehe davon aus, dass litauische Athleten ehrlich sind und hart arbeiten, um Litauen würdig zu vertreten. Diana Rasimoviciute und Tomas Kaukenas sollen in den Biathlon-Wettkämpfen für Litauen starten. Medaillenchancen haben sie kaum.
Eher schon die Russen. Der Ruhpoldinger Trainer Pichler hatte sein Team um Olga Saizewa, Jekaterina Schumilowa, Jana Romanowa, Jekaterina Glasjeina und Olga Wiluchina zuletzt in Südtirol auf die Heimspiele vorbereitet. Als sich die Mannschaft auf den Weg nach Sotschi machte, konnte der als Anti-Doping-Kämpfer bekannte Pichler vor dem Abflug feststellen: „Keine aus meiner Mannschaft ist betroffen. Wir sind clean. Wir kämpfen für Russland als sauberes Team.“ Auf die Winterspiele hatten sich die Gastgeberinnen in zwei konkurrierenden Teams vorbereitet.
„Meine Sportlerinnen wissen, wie katastrophal sich ein positives Testergebnis auf das Image der Spiele, ihr Heimatland und vor allem auf ihre eigene Karriere auswirkt. Wladimir Putin will keinen positiven Dopingfall, deshalb sind wir in den vergangenen Wochen von der russischen Anti-Doping-Agentur noch häufiger kontrolliert worden als von der Welt-Anti-Doping-Agentur“, beschrieb Pichler im Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ die Stimmungslage in Russland.
Der 59-jährige Pichler, in Schweden einst Coach der mehrmaligen Weltmeisterin und sechsmaligen Gesamtweltcup-Siegerin Magdalena Forsberg, war vor drei Jahren von den Russen zunächst als Cheftrainer verpflichtet worden, ist wegen Erfolglosigkeit seit April 2013 jedoch nur noch als „Funktionstrainer“ tätig. Pichler hatte stets betont, auch in Russland mit seinen Athletinnen Medaillen ohne verbotene Mittel gewinnen zu wollen.
„Ich verlange Leistung ohne Doping. Vor drei Jahren herrschte im Verband Perspektivlosigkeit wegen der vielen positiven Dopingtests“, erinnert sich Pichler. Die Russen waren mit der nach ihrer Sperre mittlerweile wieder aktiven Ex-Weltmeisterin Jekaterina Jurjewa auch am letzten großen Doping-Skandal im Biathlon im Jahr 2009 beteiligt gewesen. Damals hatte Pichler seinen momentanen Arbeitgeber heftig attackiert und sogar Morddrohungen erhalten.
„Es ist alarmierend, zeigt aber, dass die Tests funktionieren“, sagte Bernhard Schwank, der Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Es ist furchtbar traurig, dass das in unserem Sport passiert. Ich lebe in dem Glauben, dass ich mich mit sauberen Konkurrenten messe und hoffe, dass die Anti-Doping-Jäger so gut wie möglich ihre Arbeit machen“, sagte Norwegens Biathlon-Star Tora Berger. Ihre Teamkollegin Ann Kristin Flatland stellte fest: „Wenn es wahr ist, ist es eine Schande, eine Schande für den Sport.“
RBU-Chef Michail Prochorow betonte, Russland habe in den vergangenen sechs Jahren den Kampf gegen Doping verschärft. „Wir prüfen unsere Athleten zehnmal so häufig wie jede andere Dopingagentur.“