Greis über Rücktritt: „Es war die logische Konsequenz“

Kempten (dpa) - Der dreimalige Biathlon-Olympiasieger Michael Greis hat seine Sportkarriere beendet. „Ich habe eine gewisse Leere gespürt“, sagte der 36-Jährige aus dem Allgäu nach der Pressekonferenz im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Ihr Rücktritt kam nun doch etwas überraschend. Was waren denn die Gründe für Ihre Entscheidung?

Michael Greis: „Vor allem die Gefühlslage während des 20-Kilometer-Rennens in Östersund. Ich bin ganz normal zum Weltcup gefahren, hatte mich gut vorbereitet. Klar lief es nicht ganz so optimal seit September. Ich hatte immer wieder mal Schnupfen. Und im Oktober und November habe ich ein bisserl improvisieren müssen. Aber es gibt keine Ausrede im Sport.“

Wann haben Sie gemerkt, dass es nicht mehr geht?

Greis: „Entscheidend war, dass ich nicht ins Rennen gefunden habe. Vom ersten Meter nicht. Dass was mich die ganzen Jahre ausgezeichnet hat. Der Kampfgeist, der Wille, Durchhaltevermögen, der Biss - all das war nicht mehr vorhanden. Ich habe eine gewisse Leere gespürt. Ich habe mit mir selber gekämpft. Dann war es die logische Konsequenz.“

Also war es für Sie doch nicht ganz so überraschend?

Greis: „Sicherlich passiert das nicht überraschend. In einem Sportlerleben, in der ganzen Sportlerzeit macht man sich viele Gedanken. Ab einem gewissen Zeitpunkt auch über einen Rücktritt. Mir war es wichtig, dass ich Spaß habe, dass ich Freude habe und etwas erreichen kann. Wenn der Kopf eine andere Richtung vorgibt, hat man keine Chance mehr, dass man da raus kommt.“

Was nehmen Sie mit aus Ihrer Sportlerkarriere?

Greis: „Ich bin überglücklich über das, was ich alles erreicht habe. Ich habe eine Super-Karriere gehabt. Natürlich gab es nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen, die mich weitergebracht haben. Aus denen habe ich etwas gelernt. Ich war dreimal Olympiasieger, was ich mir nie hätte träumen lassen. Ich habe mir sozusagen alle sportlichen Träume erfüllt. Gleichzeitig habe ich durch den Sport auch viele Freunde, viele Möglichkeiten gehabt.“

Befreit es, dass die Entscheidung nun öffentlich ist?

Greis: „Es befreit, dass ich nun nichts mehr dazu sagen muss. Es ist natürlich schon so, dass man sich fragt, wie wird das aufgefasst, wie läuft das alles ab. Da gab es eine gewisse Unsicherheit. Aber der ganze Prozess war so sicher bei mir, dass ich mir keine Sorgen machen musste, dass ich das irgendwie bezweifle. Aber jetzt bin ich froh, dass ich es über die Bühne gebracht habe und jedem Rede und Antwort gestanden habe. Jetzt kann ich etwas Neues beginnen.“

Was kommt jetzt?

Greis: „Ich will mein Studium Internationales Management intensivieren. Und schauen, dass ich mir etwas Unabhängiges vom Sport aufbaue. Natürlich möchte ich dem Sport treubleiben. Ich habe Gespräche laufen mit meinen Sponsoren. Da schaut es gut aus.“

Gibt es irgendwann den Biathlon-Trainer Michael Greis?

Greis: „Das habe ich mir schon einmal überlegt. Es wäre sicherlich der klassische Weg, ich bin ja bei der Bundeswehr. Berufssoldat und dann Bundestrainer. Aber ich schaue erst einmal in eine andere Richtung. Vielleicht bin ich irgendwann einmal Trainer, aber die nächsten fünf bis zehn Jahre kann ich mir das nicht vorstellen.“