Henkel macht der Staffel Mut: „Sind gute Mannschaft“
Nove Mesto (dpa) - Andrea Henkel hob den Kopf, lächelte selbstbewusst und machte der deutschen Biathlon-Staffel Mut. „Wir sind eine gute Mannschaft. Alles ist möglich“, sagte die 35-Jährige vor dem WM-Rennen.
Für die deutschen Skijäger war der Silber-Coup der Grande Dame im Einzelwettbewerb eine Art Erlösung gewesen. „Der Stein, der uns vom Herzen gefallen ist, war so groß, dass wir froh waren, dass er uns nicht auf den Fuß gefallen ist“, sagte Bundestrainer Gerald Hönig.
Auf ihre letzte WM-Staffel freut sich Andrea Henkel nun ganz besonders. „Ich fand die Schlussposition schon immer schön“, sagte sie. Als Schlussläuferin war die zweimalige Olympiasiegerin mit der deutschen Fahne in der Hand beim WM-Titelgewinn in Ruhpolding vor zwölf Monaten ins Ziel gelaufen. Nach Olympia in Sotschi will sie die Karriere beenden: „Ich werde ja auch nicht jünger.“
In der Damen-Staffel von Nove Mesto gehört Deutschland nicht zu den Sieganwärtern, obwohl das Team in der Besetzung Franziska Hildebrand, Miriam Gössner, Nadine Horchler und Andrea Henkel das letzte Weltcup-Rennen gewonnen hat. „Der Staffelsieg in Antholz macht uns nicht sofort zum Favoriten. Wir haben eine unheimlich starke Ukraine, Norweger, Russen - es wird schwer“, sagte Hönig.
Der Trainer, seit 20 Jahren an der Seite von Andrea Henkel, war nach dem verpatzten WM-Auftakt seines Schützlings laut geworden. Er habe „deutliche Worte gefunden. Mensch reiß' dich doch mal zusammen. Geh ins Rennen mit der Einstellung: Ich kann's und ich bin selbstbewusst“. Vielleicht wäre eine Standpauke für den Rest des Teams ebenfalls angebracht gewesen: „Mit den Ergebnissen der anderen“, gibt Hönig zu, „können wir nicht zufrieden sein.“
Für Andrea Henkel war der Gewinn der ersten Einzelmedaille seit fünf Jahren eine Bestätigung. „Ich trainiere gerne, ich mag das, was ich mache. Ich scheue mich nicht davor, mich zu quälen. Ich möchte nicht nur mitmachen, um dabei zu sein.“ Die Qualen lassen sich leichter ertragen, da sie zusammen mit ihrem Freund Tim Burke durch den Weltcup-Winter reist. Mit dem Amerikaner ist sie seit der WM 2008 in Östersund zusammen.
Als die Kameras ausgingen, taute die achtmalige Weltmeisterin am Donnerstag bei der Pressekonferenz richtig auf. „Es gibt“, gab sie zu, „auch Momente, wo ich denke, warum mache ich das eigentlich noch. Aber die gehen schnell wieder vorbei.“ Mit Mittelmaß jedenfalls gibt sie sich nicht zufrieden. „Mir würde es keinen Spaß mehr machen, wenn ich jetzt kämpfen müsste, um permanent 20. zu werden.“
Wäre die letzte Saison besser gelaufen, wer weiß, ob Andrea Henkel in Nove Mesto zur Retterin des deutschen Biathlons hätte werden können. „Letztes Jahr war ein bisschen holprig. Da habe ich mir gedacht, so muss ich nicht unbedingt aufhören. Ich wollte es auf jeden Fall noch einmal wissen und versuchen. Ich denke mal, es hat sich gelohnt.“
2002 in Salt Lake City hatte sie bei Olympia im Einzelrennen ihren ersten großen Titel gewonnen. Zwölf Jahre später wird sie in Sotschi noch einmal angreifen. „Der Kreis“, sagte Andrea Henkel und lächelte vielsagend, „ist noch nicht geschlossen.“