Biathlon Hoffen auf das Beste: Neuner sorgt sich um Dahlmeier
Antholz (dpa) - Olympia 2010, Vancouver. Magdalena Neuner holt zweimal Gold, steigt endgültig zum großen deutschen Sportstar auf. Doch zugleich ist es auch ein Schlüsselmoment.
Die Erfahrungen, insbesondere die für sie negativen, sind rückblickend zum Teil auch ein Auslöser für ihr frühes Karriereende mit gerade 25 Jahren. „Ein Prozess kam ins Laufen. Ich konnte Olympia nicht uneingeschränkt genießen. Ich habe überlegt, wie geht es weiter für mich im Sport“, erinnert sich die Biathlon-Rekordweltmeisterin.
„Gold-Lena“ war endgültig geboren. Jeder wollte was von ihr. Medien, Fans, Sponsoren. Und Neuner spielte mit ihrem strahlenden Lächeln und Charme das Spiel perfekt mit. „Ich habe es gemacht und durchgezogen. Ich wusste, das gehört zu meinem Job“, sagte die mittlerweile 30-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Die zweifache Mutter hat ihr sportliches Erbe weitergereicht an Laura Dahlmeier. Die 24-Jährige hat in einigen Karrierezahlen ihr einstiges Vorbild schon überholt. Doch in einem ist sie anders: Laura Dahlmeier schottet ihr Privatleben komplett ab, fremdbestimmt sein ist ihr ein Graus, Home-Stories wird es wohl nie geben. „Mein Ziel war es nie Promi zu werden, sondern Biathletin“, sagt Dahlmeier.
Interviews und Termine erledigt sie professionell. Aber bitte nicht zu viele. Denn die zahlreichen Einladungen, Sponsorenanfragen würden den Alltag nicht unbedingt leichter machen. „So wird es mit der Konzentration auf das Wesentliche und die richtige Zeiteinteilung schwieriger“, sagte Dahlmeier, die in diesem Winter bislang zwei Siege feierte.
„Da wehrt sich Laura noch dagegen. Sie denkt, ich brauche das nicht und will sich nur auf ihren Sport konzentrieren“, sagt Magdalena Neuner. Sie sieht eine Gefahr: Wenn Laura Dahlmeier bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang so erfolgreich ist wie bei ihrem Fünffach-WM-Triumph von Hochfilzen, werde viel über sie hereinbrechen. „Da ist viel Presse, viele Interviews, das Deutsche Haus - das sind meine einzigen Bedenken, dass sie damit nicht so gut zurechtkommen könnte“, sagt Neuner.
Denn auch für sie selbst wurden die Nebenschauplätze bei Olympia zu viel. Jeder zerrte an ihr, wollte etwas. „Ich konnte es bei Olympia nicht entspannt sehen und war überfordert. Ich habe mich innerlich dagegen gewehrt und gedacht, warum können sie mich das nicht einfach Genießen lassen“, sagt Neuner und hat einen Wunsch für ihre legitime Nachfolgerin: „Ich hoffe, dass Laura bis dahin versteht, dass es dazu gehört und versucht, es entspannt zu sehen.“
Für die siebenmalige Weltmeisterin Dahlmeier sei es vielleicht wichtig, vorher zu wissen, dass es so sein könne. „Dass man sich vom Kopf her darauf einstellt. Es gehört einfach dazu und je schneller man das akzeptiert, umso besser“, sagt Neuner.
Laura Dahlmeier hat einen Berater an ihrer Seite. So groß wie um „Gold-Lena“ ist der Hype um sie (noch) nicht. Bei Magdalena Neuner klingelten Fans an der Haustür, Reisebusse hielten vor ihrem Haus, damit die Leute Fotos machen konnten. Ein Stalker versuchte in ihr Haus einzudringen, bei der Heim-WM 2012 in Ruhpolding gab es Morddrohungen.
„Bei mir klingeln Gott sei Dank keine Leute“, sagt Dahlmeier. Ihre Privatsphäre ist ihr heilig. Zugleich sei es schwierig, „eine Grenze zu ziehen und zu sagen, so viel lasse ich zu. Ich bin, wie ich bin. Das Wichtigste ist, dass ich das nach wie vor sein kann.“ Wer Laura Dahlmeier kennt, weiß, dass sie das durchzieht. Bei der Olympia-Generalprobe in Antholz holte sie am Wochenende ihren 19. Weltcupsieg und ist pünktlich in Form. Die Goldmission kann starten.