Mit Gelassenheit: Dahlmeier geht gelöst in Rest-WM

Oslo (dpa) - Laura Dahlmeier hat ihr eigenes Erfolgsrezept. Sie jagt dem Erfolg nicht zwanghaft und verbissen hinterher, sieht alles mit einer Portion Gelassenheit.

„Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe. Ich habe meine Medaille und bin superglücklich damit“, sagte Deutschlands derzeit beste Biathletin nach dem Gewinn von Sprint-Bronze bei der WM in Oslo. Dass sie mit einem Fehler weniger ihren ersten WM-Titel gewonnen hätte - geschenkt. Was nicht ist, kann ja noch werden. „Dem Druck muss man erstmal standhalten, wenn jeder von einem eine Medaille erwartet. Die Saison war eine mit Auf's und Ab's. Und deshalb ist das einer der besten Tage meines Lebens.“

Genau diese Einstellung, alles richtig einzuordnen und nichts erzwingen zu wollen, scheint die passende für die 22-Jährige auf ihrem prophezeiten Weg zu einem der prägenden Gesichter des Biathlon-Sports zu sein. „Ich glaube, dass Laura in der Zukunft einer der absoluten Stars im Biathlon sein wird“, ist Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner überzeugt und gratulierte ihrer früheren Trainingskollegin: „Mach weiter so!“ Auch Bundestrainer Gerald Hönig glaubt: „Wir sehen den Beginn einer großen Karriere.“

Dahlmeier ist derzeit die einzige deutsche Biathletin, die wirklich das Potenzial hat, Neuner zu beerben. Zumindest sportlich. Denn der Glamor-Faktor von „Gold-Lena“ fehlt ihr. Aber den will sie auch nicht haben. Dahlmeier ist ein Kind der Berge und der Natur. Professionell und schlagfertig ist sie allemal.

Wie groß das Talent der erst 22-Jährigen, deren Stern über Nacht bei der WM in Nove Mesto 2013 mit einem furiosen Staffel-Auftritt aufging, ist, zeigen die nackten Zahlen: Die Partenkirchnerin holte vier Saisonsiege und dazu sieben weitere Top-Ten-Platzierungen. Ein elfter Rang ist ihr bislang schlechtestes Resultat dieses Winters. Nimmt man den Punktedurchschnitt pro Start nimmt, ist sie die Beste. „Deshalb ist diese Saison eine gute für mich“, erklärte Dahlmeier.

Die große Schwachstelle der kompletten Biathletin, die mit einer Trefferquote von 91 Prozent zur absoluten Weltspitze gehört und auch läuferische Extraklasse besitzt, ist ihre Gesundheit. Mehrfach fiel sie wegen Erkältungen aus, hat lediglich 13 von 20 Weltcuprennen bestritten. Ansonsten wäre Dahlmeier wohl schon jetzt eine Kandidatin für den Gesamtweltcup. Kurz vor WM-Start lag sie noch mit einer Magenverstimmung im Bett. Aufgrund ihres hohen Grundniveaus hat sie diese Rückschläge beeindruckend weggesteckt. „Da zahlt sich einfach das Grundlagentraining über sehr viele Jahre aus.“

Auch mental scheint die Zweitjüngste im deutschen Team den anderen einen Schritt voraus zu sein. „Ihre Abgezocktheit am Schießstand, das ist schon was Außergewöhnliches und habe ich in dem Alter selten gesehen“, beschreibt Hönig die Qualitäten seiner Vorzeige-Athletin, die sich ihre psychische und physische Stärke bei unzähligen Bergtouren holt.

Die zwei Faktoren will sie auch in den kommenden Rennen bei der WM zu ihrem Vorteil nutzen. Und auch der Körper spielt wieder mit. „Ich bin wieder bei 100 Prozent. Es ist schön zu sehen, dass meine Hoffnung aufgegangen ist und ich hier meine Bestleistung abrufen kann. Das stimmt mich optimistisch für die nächsten Rennen“, sagte Dahlmeier in ihrer gewohnt unaufgeregten Art.