Mit Henkel hört eine Große des Biathlons auf
Oslo (dpa) - Die Goldene Generation im deutschen Frauen-Biathlon ist endgültig Geschichte. Mit Andrea Henkel beendete die Letzte der einstigen „Lieblinge der Nation“ wie Kati Wilhelm, Uschi Disl und Magdalena Neuner ihre Erfolgskarriere.
Die 36-Jährige, die nun in die USA zu ihrem Freund Tim Burke auswandern will, verabschiedete sich am legendären Holmenkollen in Oslo mit Platz 13 im Massenstart in den sportlichen Ruhestand.
„Ich hatte eine erfolgreiche Karriere, auch wenn die letzte Saison nicht so verlaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Ich habe alles gewonnen, was man gewinnen kann und freue mich auf das, was jetzt kommt“, sagte sie. Nach dem Zieleinlauf bekam sie eine goldene Pappkrone aufgesetzt, Teamkolleginnen und Betreuer stießen mit ihr noch im Zielraum mit einem Gläschen Sekt an und schenkten ihr Mandeln, ihre Lieblingsnascherei. „Es hört eine ganz Große des Biathlons auf“, sagte ihr Heimcoach Gerald Hönig sichtlich bewegt im ZDF. Er durfte sich auch über den sechsten Platz von Laura Dahlmeier freuen.
Die letzten Siege der Saison sicherten sich die Slowakin Anastasija Kuzmina und Martin Fourcade. Der Franzose und die Finnin Kaisa Mäkäräinen gewannen den Gesamtweltcup wie auch die Sprint- und Verfolgungswertungen. Die Einzelweltcups holten sich Gabriela Soukalova und Emil Hegle Svendsen, die im Massenstart Darja Domratschewa und Fourcade. Beste Deutsche im Gesamtweltcup waren Henkel als Zehnte und Arnd Peiffer als Siebter. Die Deutschen entschieden immerhin die Staffelwertungen für sich.
Das Gesamtfazit der Saison fällt durchwachsen aus. Die Männer schnitten mit elf Podestplätzen, davon zwei Siege durch Simon Schempp und Olympia-Silber durch Erik Lesser sowie in der Staffel, gut ab - mit Potenzial nach oben. „Obwohl das Niveau bei den Männern deutlich höher ist als bei den Frauen, haben wir uns gut verkauft. Aber wir geben uns damit nicht zufrieden, wollen noch mehr Podestplätze und Medaillen“, resümierte Peiffer, der jetzt erstmal ein bisschen Urlaub machen will. „Jetzt brauche ich ein paar Tage zur Erholung“, meinte der Harzer.
Den Frauen steht nach den ersten medaillenlosen Olympischen Spielen und lediglich fünf Podestplätzen (ein Sieg und ein zweiter Platz von Henkel, sowie ein Sieg und zwei zweite Plätze in der Staffel) ein schmerzlicher Umbruch bevor. Die Aussichten scheinen mittelfristig nicht allzu rosig. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Jahre der Seriensiege vorbei sind“ sagte der scheidende Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang. Er mahnte aber zugleich zur Ruhe: „Wir haben viele junge Mädels, die brauchen noch ein paar Jahre.“
Der Lack ist bei den Damen nach dem Dopingfall Evi Sachenbacher-Stehle und der öffentlich ausgetragenen Trainerschelte durch Kathrin Lang vorerst ab. Schuldzuweisungen und fehlende Kommunikation ramponierten das Image der erfolgsverwöhnten Skijägerinnen. Bei der Trainertagung Anfang April müssen sich die Trainer nun der Führungsspitze des Deutschen Skiverbandes (DSV) erklären. Für die Frauen-Trainer Hönig und Ricco Groß gab es keine Jobgarantie von DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. „Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Veränderungen“, orakelte Neuner.
Sachenbacher-Stehle stellte sich derweil einer über siebenstündigen Anhörung vor dem Anti-Doping-Hearing-Panel des Biathlon-Weltverbandes IBU. Demnach hat eine verbotene Substanz in einem Nahrungsergänzungsmittel zu ihrem positiven Dopingbefund in Sotschi geführt. „Es ist definitiv gesichert, dass es dieses Nahrungsergänzungsmittel war“, sagte die 33-Jährige dem Bayerischen Rundfunk. Ihr Anwalt Marc Heinkelein rechnet mit einem Ergebnis der Anhörung in einigen Wochen.