Mit Kämpferherz und Willen: Schempp ist zurück
Östersund (dpa) - Simon Schempp war leistungstechnisch am Boden. Die vergangene Saison musste der Biathlet abbrechen, weil nichts mehr klappte. Als nach einer Pause das Training nur schleppend anlief, kamen dem 23-Jährigen Zweifel.
Aber er biss sich durch und ist wieder zurück.
Schempp war schon kurz davor, aufzugeben. Nichts lief mehr, Belastungen hielt der 23-Jährige nicht stand, an Wettkämpfe war nicht zu denken. Über die Gründe für seine Schwäche rätselte Schempp. „Was es genau war, kann ich nicht sagen, aber nach einem Wettkampf bin ich kaum noch aus dem Bett gekommen, so schlecht ging es mir eigentlich noch nie. Ich hoffe, dass ich so was nicht noch mal erleben muss“, erzählte der Uhinger. Die Zeit liegt nun hinter ihm. Beim Saisonauftakt in Östersund legte er mit Rang drei als bester Deutscher ein tolles Comeback hin. Seine Erleichterung, wieder zurück im Biathlon-Zirkus zu sein, war förmlich spürbar.
Schempp hat in seinen jungen Jahren schon die Höhen und Tiefen des Sports erlebt. Mixed-Staffel-Weltmeister, zweimaliger Junioren-Weltmeister und Olympia-Fünfter mit der Staffel - für viele war er ein Athlet mit großem Zukunftspotenzial. Doch im vergangenen Winter kam der schwere Rückschlag. Mehrmals musste Schempp pausieren, als Konsequenz beendete er die Saison dann vorzeitig.
„Ich war einfach nicht mehr belastungsverträglich, an einen guten Wettkampf war überhaupt nicht zu denken“, blickte der Bayer zurück. Er legte eine Ruhepause ein, wollte Kräfte sammeln. Doch auch als er im Mai wieder mit dem Training anfing, „habe ich mich immer noch nicht wohlgefühlt. Ich habe dann nicht gewusst, was ich jetzt noch groß machen soll“, erinnerte sich Schempp.
Als es nach einem halben Jahr noch nicht besserging, kam ihm schon mal der Gedanke: „Was mache ich, wenn es überhaupt nicht mehr geht?“ Doch aufgeben kam für ihn nicht infrage. „Ich wollte es auf alle Fälle noch mal probieren. Ich habe mich einfach durchgebissen, habe alles versucht und Gott sei Dank ist es aufgegangen“, sagte Schempp sichtlich stolz.
Damals wurde als Ursache seiner Schwäche eine Herzmuskelentzündung vermutet. „Das war es aber nicht, das wäre noch einen Zacken schlimmer gewesen“, sagte Schempp. Er wurde im Herzzentrum München durchgecheckt, ohne Befund. Auch eine weitere intensive Untersuchung blieb ergebnislos. „Wir haben nach dem Ausschlussverfahren nach anderen Krankheitsbildern gesucht und nichts gefunden. Eine Erkrankung lag nicht vor“, sagte Mannschaftsarzt Bernd Wohlfarth. Die für ihn einzige Schlussfolgerung: Schempp war übertrainiert.
Jetzt hat der Bayer ein zielgerichtetes Aufbautraining absolviert, mit Erfolg. „Seit vier Wochen fühle ich mich ganz gut. Ich hoffe jetzt einfach, dass es mal für eine ganze Saison reicht und dass ich da gut durchkomme“, meinte Schempp, der in Östersund ganz nebenbei - wenn sich die internen Qualifikationsregeln nicht ändern - auch schon das Ticket für die Biathlon-WM in seiner Wahlheimat Ruhpolding im März löste. „Aber auf dem kann ich mich jetzt sicher nicht ausruhen. Deshalb heißt es jetzt auch, weiter Gas geben und noch mal ein paar gute Ergebnisse machen“, meinte Schempp. Am liebsten schon am Freitag im Sprint und am Sonntag im Verfolgungsrennen: „Da rechne ich mir eigentlich noch mehr aus.“