Olympiasiegerin Neuner: „Alles ist perfekt“

Magdalena Neuner hat alles gewonnen, was man im Biathlon gewinnen kann. Nicht nur deshalb ist sie mit sich und ihren Leben mehr als zufrieden. Sportlich und privat läuft alles nach Plan. Auch in dieser Saison will die 24-Jährige wieder angreifen und Medaillen sammeln.

Wallgau (dpa) - Glücklicher? Nein noch glücklicher könne sie momentan nicht sein, sagt Magdalena Neuner. Mit gerade mal 24 Jahren ist der deutsche Biathlon-Superstar mit sich und der Welt im Einklang.

„Ich bin ein total glücklicher und zufriedener Mensch, weil alles perfekt ist, so wie ich mir das vorstelle“, erzählte die Wallgauerin in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dass das keine leichtfertig daher gesagten Phrasen sind, sieht man ihr förmlich an: Neuner strahlt pure Lebensfreude, Zufriedenheit und eine innere Ruhe aus, die man in dem Alter nicht unbedingt erwarten würde.

Nicht allein ihr schon seit vier Jahren andauernder sportlicher Erfolg ist verantwortlich dafür, dass die Rekord-Weltmeisterin wie auf Wolke sieben zu schweben scheint. Es stimme derzeit einfach alles. „Das ist eine Kombination aus vielem. Das ist das Umfeld, die Familie, mein Partner, die Freunde, das Daheim sein“, sagt Neuner und sieht in diesen Gesamtpaket die Quelle ihrer Kraft.

Um nach ihrer überragenden Leistung bei der diesjährigen WM im sibirischen Chanty-Mansijsk mit dreimal Gold und zweimal Silber ihre Akkus wieder aufzutanken, erholte sich Magdalena Neuner mit ihrem Freund Josef im April auf Mauritius. „Das war sehr schön. Seit dem bin ich wieder im Training und es läuft bisher gut, ich bin gesund und ich hoffe, dass es so bleibt.“

Im Sommer arbeitete sie viel mit ihrer Heilpraktikerin, genoss die Zeit bei ihrer Familie, gönnte sich vermehrt Freiräume. Gewisse Freiräume hat sie in diesem Jahr auch im Training. Sie trainiert fast ausschließlich zu Hause mit ihrem Heimtrainer Bernhard Kröll, stößt erst zum Weltcupauftakt in Östersund in Absprache mit den Cheftrainern zur Mannschaft. „Ich bin einfach mehr in Wallgau gewesen, habe ein bisschen mehr Normalität genossen und das war auch positiv fürs Training“, sagt Neuner.

Dabei sind die Bedingungen auf einem Truppenübungsplatz bei Mittenwald alles andere als weltmeisterlich. Kröll hat immer zwei Autobatterien im Transporter, an die er die Stromkabel für die Schießanlage anschließt. Ohne Strom müsste er die Scheiben mit Seilen betätigen. Eine kleine Umkleidekabine gibt es auch erst seit geraumer Zeit, dazu ein Dixie-Klo. Auf der Skiroller-Strecke dürfen Neuner & Co keine Sekunde unachtsam sein, denn immer mal wieder rauschen Armee- oder Forstfahrzeuge und Pkw vorbei. Dafür entschädigen die Berge im Hintergrund als malerische Kulisse.

„Das reicht völlig aus. Denn meine Trainingsgruppe und mein Coach, das passt alles super zusammen“, erklärt die 24-Jährige. Anna Neuner trainiert auch mit und schwärmt für ihre große Schwester. „Lena ist die beste Schwester, die man sich wünschen kann“, sagt die 17-Jährige und bestätigt das, was man als Außenstehender gut beobachten kann: Magdalena Neuner beansprucht keine Sonderbehandlung. Sie ist bodenständig, sehr heimat- und familienverbunden, sieht sich als Teil des Teams und nicht als Superstar.

Zwei Olympiasiege, zehn Weltmeistertitel, zwei Gesamtweltcups und die erste deutsche Biathlon-Millionärin - eigentlich könnte Magdalena Neuner schon jetzt alle Fünfe grade sein lassen. „Ich weiß, was bei mir daheim in der Vitrine liegt. Im Grunde habe ich nichts mehr, was ich noch gewinnen muss. Deshalb habe ich auch keinen Druck und eine gewisse Lockerheit“, sagt die Bayerin.

Doch noch brennt das Feuer in ihr, vor allem die Freude auf die anstehende Heim-WM in Ruhpolding im März 2012 macht die Schufterei in der Vorbereitung erträglicher. „Das wird was ganz Besonderes. Ich möchte gerne zu Hause Weltmeisterin werden und die deutsche Hymne hören“, erklärt „Gold-Lena“ im Wissen um ihre eigene körperliche und mentale Stärke. Doch selbst wenn es nicht klappen sollte, bleibt sie gelassen: „Dann werde ich mit Sicherheit nicht total fix und fertig heimfahren.“