Neuner und Birnbacher feiern Sprint-Siege
Oslo (dpa) - Erst schnappte sich die kränkelnde Magdalena Neuner in letzter Sekunde die kleine Kristallkugel für die beste Biathlon-Sprinterin und hat nun auch in der Gesamtwertung wieder alle Chancen.
Dann holte Andreas Birnbacher am berühmten Holmenkollen seinen Premieren-Erfolg im Weltcup-Zirkus.
Doch zum Feiern war dem 29-Jährigen nach seinem Sprint-Coup nicht zumute. Aus schwerwiegenden persönlichen Gründen erschien der Schlechinger nicht zur Siegerehrung. Er wird kein Rennen mehr in Oslo bestreiten und auf dem schnellsten Weg nach Hause fliegen.
Das zumindest sportlich tolle Ergebnis rundete ausgerechnet der vom Verbandspräsidium für die WM ausgemusterte Alexander Wolf ab. Der Thüringer schaffte mit Platz drei ein kaum für möglich gehaltenes Comeback. „Das gibt mir die Bestätigung“, sagte Wolf.
Als die hustende Magdalena Neuner in letzter Sekunde die Sprintwertung gewonnen hatte, da dachte die erfolgreichste Biathletin der Welt erstmals in diesem Winter wieder an den Sieg in der Weltcup-Gesamtwertung. „Für mich war das überhaupt kein Thema - bis jetzt“, sagte die zehnmalige Weltmeisterin. Nur noch 22 Punkte muss die Doppel-Olympiasiegerin am Wochenende im Verfolgungs-Wettkampf und dem Massenstart auf Spitzenreiterin Kaisa Mäkäräinen aufholen. „Wir können uns überraschen lassen“, meinte Neuner nach ihrem 24. Karriere-Sieg.
Erstmals dagegen war Andreas Birnbacher im Weltcup erfolgreich. In seiner zehnten Weltcup-Saison gewann der Bayer mit 10,2 Sekunden Vorsprung vor Björn Ferry aus Schweden. 44 Sekunden zurück war der ebenfalls fehlerfrei schießende Wolf. Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer musste einen Tag vor seinem 24. Geburtstag gleich dreimal in die Strafrunde, wurde aber dank starker Laufleistung noch Achter. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis belegte Platz 34.
Beflügelt von ihren grandiosen WM-Erfolgen hatte Magdalena Neuner zuvor beinahe Unmögliches schon wieder möglich gemacht und sich zum zweiten Mal nach 2008 den Sprint-Weltcup gesichert. Und im Kampf um die Große Kristallkugel hat die 24-Jährige nach ihrem fünften Weltcup-Sieg in diesem Winter urplötzlich wieder gute Chancen. Dabei hatte sie in dieser Saison gleich vier Rennen aus gesundheitlichen Gründen auslassen müssen. Auch in Oslo war sie krank. „Ich habe schon überlegt, ob ich überhaupt Sprint und Verfolgung mitlaufen soll“, sagte sie.
Verfolgungs-Weltmeisterin Kaisa Mäkäräinen wurde lediglich 19. und verlor somit in einem einzigen Rennen gleich 38 Zähler auf Neuner und den Sprint-Weltcup. Helena Ekholm, die Einzel-Weltmeisterin, fand sich nach fünf Schießfehlern auf Platz 37 wieder. Die Schwedin hat nun schon drei Punkte Rückstand auf Neuner.
„Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin völlig entspannt und ohne Erwartungen ins Rennen gegangen. Ich bin glücklich, dass es geklappt hat“, sagte Neuner, die nur eine Strafrunde drehen musste. Und so verwies „Magic Magdalena“ mit 31,3 Sekunden Vorsprung die Norwegerin Tora Berger auf Platz zwei. Dabei hatte sie am Morgen sogar einen Startverzicht erwogen. „Ich habe mir aber gesagt, zur Not steige ich aus, wenn es gar nicht läuft“, erzählte sie. Der Ruhetag kommt da gerade recht: „Ich versuche zu inhalieren, viel zu schlafen.“
Das gute deutsche Mannschaftsergebnis rundeten Andrea Henkel als Siebte und Kathrin Hitzer auf Rang acht ab. Sie gaben damit Magdalena Neuner die ersehnte Schützenhilfe. Ihren Heimvorteil konnte Miriam Gössner dagegen nicht nutzen. Vor den Augen ihrer norwegischen Mutter Siv musste die genau wie Neuner erkältete 20-Jährige insgesamt sechs Strafrunden drehen und landete abgeschlagen im Feld.