Norwegens Star Svendsen hofft auf Ende der Krise

Oslo (dpa) - Große Töne spuckt Norwegens Biathlon-Star Emil Hegle Svendsen derzeit nicht. Denn ausgerechnet vor der Heim-WM in Oslo steckte der sonst vor Selbstbewusstsein strotzende Sprücheklopfer in der Krise: Nicht nur sportlich, sondern auch psychisch.

Norwegens Star Svendsen hofft auf Ende der Krise
Foto: dpa

Er habe „dunkle Gedanken“ gehabt, sagte „SuperSvendsen“ in einem ungewohnt offenen Seelen-Striptease. „Ich war sehr deprimiert. Ich habe mich in meiner ganzen Karriere noch nie so schlecht gefühlt, zumindest nicht über eine so lange Zeit“, erzählte der 30-Jährige über seinen Gemütszustand Anfang des Jahres nach dem Weltcup in Antholz. Auch an sein Karriereende habe er gedacht, so Svendsen. Das, teilte er kurz vor der WM mit, komme nun nicht mehr in Frage.

Dabei sollte es die Saison des viermaligen Olympiasieger werden, der auch schon mal mit einem Superman-Shirt posiert und aufgrund seiner teils überheblich wirkenden Attitüden polarisiert. Doch lediglich als Zweiter im Massenstart von Pokljuka und als Sprint-Dritter von Ruhpolding lief er bisher auf das Podest. Einzig mit der Staffel stand der elfmalige Weltmeister schon ganz oben auf dem Treppchen. Sein letzter Einzelsieg datiert vom 20. Dezember 2014.

Das Problem? Svendsen hatte in der Vorbereitung so hart und so viel trainiert wie noch nie in seiner Karriere. Doch er gewann nicht. Dass sein enormer Aufwand nicht für Siege gegen Martin Fourcade oder Simon Schempp reichten, ließ ihn verzweifeln. Nach dem Weltcup in Antholz nahm er sich eine Auszeit, tat eine Woche gar nichts.

Dass dem mit 37 Weltcupsiegen vierterfolgreichsten Biathleten der Geschichte die erste Saison ohne Sieg droht - das will Svendsen verhindern. „Ich werde nicht aufgeben, bis ich wieder der Beste bin - so bin ich einfach.“ Misserfolge würde ihn nur zusätzlich anspornen.

Er komme zurück, egal ob nun bei der WM oder kommende Saison. „I'll be back!“, sagte Svendsen und schickte in bester „Terminator“-Manier eine Kampfansage an die Konkurrenz. Kurz vor dem WM-Start teilte er auch schon wieder mit, dass er in seiner besten Form überhaupt sei. Zugleich schob er aber hinterher, dass seine Siegchancen im Sprint am Samstag dadurch ruiniert werden könnten, dass er aufgrund seiner Gesamt-Weltcupposition (7.) nicht in die erste Startgruppe kann. Dieses Privileg haben seine Kollegen Tarjei und Johannes Thingnes Bø. Das Brüderpaar erhielt auch zum Auftakt am Donnerstag die Startplätze für die Mixed-Staffel, in der Svendsen nur allzu gern gestartet wäre.

Doch alle haben Svendsen auf dem Zettel. „Er ist ein Champion. Man darf ihn nie abschreiben“, meinte der viermalige Weltcup-Gesamtsieger und große Gold-Favorit Martin Fourcade, mit dem sich Svendsen in den letzten Jahren viele großartige Duelle geliefert hatte.