Nur Gössner noch mit Medaillen-Chance in Nove Mesto

Nove Mesto (dpa) - Erstmals seit 2003 droht den deutschen Biathleten ein erstes WM-Wochenende ohne Medaillen. Die erfolgsverwöhnten Skijäger schafften es auch in den Sprint nicht auf das Podest und sind bis auf Miriam Gössner in den Verfolgungswettkämpfen am Sonntag in Nove Mesto fast chancenlos.

Am dichtesten dran an der Medaille war und ist noch Miriam Gössner, die nach zwei Strafrunden als Sechste mit zweitbester Laufzeit immerhin die Zweifel an ihrer Form beseitigte. „Es wird im Verfolgungsrennen vom ersten Meter an Gas gegeben und dann wird es bestimmt ein schönes Rennen“, sagte sie und hofft auf die Erlösung in dem Wettkampf am Sonntag (16.15/ARD und Eurosport).

Völlig überraschend gewann Olena Pidgruschna den Sprint-Wettkampf unter Flutlicht im Hexenkessel in 21:02,1 Minuten und trat damit die Nachfolge von Magdalena Neuner als Sprint-Königin an. Mit einem Rückstand von 6,4 Sekunden musste sich Topfavoritin Tora Berger aus Norwegen mit der Silbermedaille trösten. Bronze holte in Wita Semerenko eine weitere Skijägerin aus der Ukraine. Bei den Männern gewann Emil Hegle Svendsen aus Norwegen seinen zweiten Titel im zweiten Rennen vor Ruhpolding-Champion Martin Fourcade aus Frankreich. Bronze ging an den Slowenen Jakov Fak.

Immer wieder wanderte der enttäuschte Blick von Andreas Birnbacher auf die Anzeigetafel. Mit Medaillenambitionen in den WM-Sprint gestartet, hatte sich der 31-Jährige mit zwei Fehlern aus dem Rennen geschossen und landete am Ende nur auf Rang 23. Weil auch Erik Lesser (1), Arnd Peiffer (1) und Simon Schempp (2) am Schießstand patzten, blieben die deutschen Skijäger beim zweiten WM-Sieg des Norwegers Emil Hegle Svendsen ohne Podestplatz. Lesser wurde als Bester guter Zwölfter. Das angepeilte Ziel von „fünf bis sechs“ Medaillen rückt damit in immer weitere Ferne.

Denn erstmals seit 16 Jahren haben auch die deutschen Damen keine WM-Medaille im Sprint gewonnen. Nach sechs Sprint-Titeln in Folge seit 2005 durch die dreimalige Gewinnerin Magdalena Neuner, Kati Wilhelm, Andrea Henkel und Uschi Disl gab diesmal über die 7,5 Kilometer nichts zu holen. Die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel gar wurde nur auf Rang 33 geführt. „Ich weiß gar nicht, ob ich das Rennen analysieren will. Es ging mal wieder in die Hose, wie die letzten vier Sprints bei Höhepunkte bei mir“, sagte die 35-Jährige.

Edelmetall am Sonntag kann - realistisch betrachtet - eigentlich nur noch Miriam Gössner gewinnen, die sich mit 33,1 Sekunden Rückstand auf die Jagd macht. „Ich habe nicht dran gezweifelt, dass die Form nicht stimmen könnte. Ich habe mich heute gut gefühlt und versucht, die ersten beiden Runden langsamer zu laufen, um mich wirklich auf das Schießen zu konzentrieren, die beiden Fehler sind wirklich ärgerlich“, sagte die 22-Jährige.

Sie schaffte hinter der WM-Zweiten Tora Berger immerhin die zweitbeste Laufzeit. Als einzige Deutsche blieb Franziska Hildebrand fehlerfrei am Schießstand, beendete das Rennen mit einem Rückstand von 55,1 Sekunden auf Rang 13. Nadine Horchler musste gar viermal in die Strafrunde, wurde 84. und ist im Verfolgsrennen erst gar nicht mehr dabei.

Nur ein Biathlon-Wunder kann den deutschen Männern die Medaille noch bescheren. Mit frustrierter Miene haderte Birnbacher auch ein bisschen mit dem Material: „Ich habe mit den Technikern schon analysiert, dass vielleicht der Ski auf der Schlussrunde abgebaut hat. Am Anfang war er gut, da gilt es jetzt ein bisserl zu arbeiten.“

Statt des hoch gehandelten Birnbachers hatte ausgerechnet WM-Debütant Erik Lesser die besten Chancen. Beim letzten seiner zehn Schuss verließ ihn jedoch die Konzentration. „Im Training hätte ich die Stöcke sonst wohin geschmissen“, erzählte der Frankenhainer nach seinem dennoch starken Rennen. „Aber ich bin super zufrieden.“

Auch der in dieser Saison bisher enttäuschende Peiffer zeigte zumindest ansteigende Form und kam nach einem Fehler als 16. ins Ziel. Damit wahrten vor allem er (+ 1:08,1 Minuten) und Lesser (+ 49,4 Sekunden) ihre Minimalchancen für die Männer-Verfolgung am Sonntag (13.00 Uhr/ARD und Eurosport).