Ohne Greis und ohne Neuner: Biathleten mit Neuaufbau
Hochfilzen (dpa) - Nach den Rücktritten von Magdalena Neuner und Michael Greis werden im deutschen Biathlon die Karten neu gemischt. Dabei sind die Männer beim Neuaufbau schon deutlich weiter als die Frauen, die genervt sind von der Diskussion um die Lena-Lücke.
Man habe „wirklich das Gefühl, von uns wird jetzt gar nichts mehr erwartet, wir können jetzt alle nichts mehr bringen, weil die Lena weg ist“, sagte die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel.
Vor dem zweiten Weltcup am Wochenende in Hochfilzen haben Massenstart-Weltcupsieger Andreas Birnbacher, Ex-Sprintweltmeister Arnd Peiffer, Erik Lesser und Florian Graf bereits die WM-Norm in der Tasche. Kein anderes Herren-Team präsentierte sich beim Auftakt-Weltcup in Östersund in der Breite so stark wie die Deutschen.
Gemeinsam zum Erfolg - das ist das Motto. Starke Trainingsgruppen, Einheiten auf hohem Niveau und der interne Kampf Mann gegen Mann haben das Team der beiden Trainer Mark Kirchner und Fritz Fischer sukzessiv nach vorne gebracht. „Unsere Stärke ist unsere Geschlossenheit. Jeder von uns kann potenziell nach ganz vorne aufs Podium laufen und so soll es ja auch sein“, erklärte Peiffer das Erfolgsrezept der Skijäger. Und Andreas Birnbacher stellte fest: „Wenn man unsere Mannschaftsleistung sieht, dann ist, glaub ich, alles im grünen Bereich. Wie man auch im Trainingslager gesehen hat, sind wir alle sehr eng zusammen und auch im internationalen Vergleich gleich vorne dabei.“
Vor allem Lesser, Graf und Simon Schempp, alle Jahrgang 1988, wollen sich nun auch nachhaltig in der Weltspitze etablieren. Dabei hilft das Mannschaftsgefüge ungemein. „Wir haben richtig gute Lehrgänge gemacht über den ganzen Sommer hinweg. Das pusht einen so sehr, dass man immer höhere Leistungen erzielen kann“, sagte Graf. Lesser, Schempp und er seien „schon von klein auf zusammen, und es macht richtig Spaß, die Alten zu ärgern. Bei uns stimmt die Harmonie, wir haben Spaß daran, Biathlon zu machen.“ So simpel kann ein Erfolgsrezept sein.
Das was die Herren bereits hinter sich haben, steht den Damen nun bevor. Wie prognostiziert werden sie ohne das Ausnahmetalent Magdalena Neuner wohl erst einmal durch eine Talsohle gehen - auch wenn es Andrea Henkel auf Anhieb auf das Podest geschafft hat. Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle wird nach ihrem Umstieg erst einmal Lehrgeld zahlen. Ein Dauer-Abonnement auf Podestplätze wird es so schnell nicht geben. „Bei den Damen kommt vom Nachwuchs her nicht so viel wie bei den Herren“, analysierte Bundestrainer Uwe Müssiggang die aktuelle Situation.
Genervt zeigten sich die Biathletinnen von der Lena-Diskussion: „Es ist nicht so schön für das Team, wenn immer wieder das Gleiche kommt mit diesen neuen Zeitrechnungen und so“, sagte Miriam Gössner. „Wir haben schon damals mit der Kati Wilhelm, der Martina Beck und der Simone Hauswald auf einen Schlag drei richtig gute Athletinnen verloren und es ist auch weitergegangen. Und es geht auch jetzt weiter“, stellte die Staffel-Weltmeisterin fest. Ihre Teamkollegin Tina Bachmann ergänzte: „Wir wollen nach vorne denken und nicht zurück. Wir alle geben unser Bestes.“