Ruhpolding 2012: Biathlon-WM der Superlative

Ruhpolding (dpa) - Die Biathlon-WM 2012 in Ruhpolding hat neue Maßstäbe gesetzt. Noch nie haben so viele Nationen teilgenommen, noch nie standen so viele Zuschauer an der Strecke.

„Ruhpolding ist das Mekka des Biathlons. Es war eine perfekt organisierte Veranstaltung, das Niveau ist kaum noch und nur schwer zu steigern“, sagte Anders Besseberg, Präsident des Weltverbandes IBU. Ruhpolding habe nicht nur eine Weltmeisterschaft ausgerichtet, sondern ein richtiges Volksfest auf die Beine gestellt.

Insgesamt kamen an den acht Wettkampftagen offiziell 218 000 Zuschauer an die Loipen und ins Stadion der ChiemgauArena. Durch Freikarten und Akkreditierte dürften es aber noch einige Tausend mehr gewesen sein. Auch das Teilnehmerfeld der 45. Welttitelkämpfe stellt mit 358 Skijägern aus 45 Nationen einen neuen Spitzenwert dar.

Nicht nur im Stadion, auch bei den Fernsehzuschauern erfreut sich Biathlon nach wie vor größter Beliebtheit. So sahen im ZDF in der Spitze bis zu 7,01 Millionen das Verfolgungsrennen, in dem Magdalena Neuner hinter der Weißrussin Darja Domratschewa Silber gewann. Das war ein neuer TV-Rekord für Biathlon-Übertragungen außerhalb der Olympischen Spiele. Durchschnittlich sahen 6,58 Millionen das Duell der beiden Top-Athletinnen, was einem Marktanteil von 32,8 Prozent entspricht. Das Verfolgungsrennen mit dem französischen Sieger Martin Fourcade erreichte mit 5,15 Millionen Zuschauern sogar einen Marktanteil von 33,0 Prozent.

Für Besseberg bleibt Biathlon eine Boomsportart. Selbst nach dem Rücktritt von Superstar Magdalena Neuner erwartet der Norweger keinen nennenswerten Einbruch. „Es sind schon andere große Athleten zurückgetreten und trotzdem ist das Interesse hoch geblieben, hat sich vielmehr noch gesteigert“, sagte der IBU-Chef. Im letzten Jahr seien die weltweiten Zuschauerzahlen um 200 Millionen auf 900 Millionen gestiegen. Sicher werde es nicht unaufhörlich nach oben gehen und irgendwann eine Stagnation kommen. „Aber Biathlon hat noch tolle Jahre vor sich.“

Gelohnt hat sich die WM zudem nicht nur für die siegreichen Athleten. Auch das Gastgewerbe und die Ladenbesitzer in Ruhpolding und Umgebung gehören zu den Gewinnern. Hotels und Pensionen waren ausgebucht. Die Fans sorgten in den Ruhpoldinger Kneipen und Gaststätten für gehörigen Umsatz. „Wir sind mehr als zufrieden. Diese WM war ein voller Erfolg“, sagte Martin Haßlberger von der Ruhpolding Tourismus GmbH.

Der Wirtschaftsfaktor der WM sei enorm. Nach Schätzungen dürfte die vierte Biathlon-WM in Ruhpolding weit über 20 Millionen Euro in die Kassen von Hoteliers, Pensionsbetreibern und Wirten gespült haben. Gekostet hat die WM die Ruhpoldinger Ausrichter rund sieben Millionen Euro. „In diesem Bereich würden wir auch unsere Einnahmen beziffern“, erklärte Haßlberger.

Für Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes, war die WM „nicht nur ein Volltreffer, sondern übertragen auf den Biathlon-Sport und die Zielscheiben ein Fünffach-Volltreffer.“ Der Ort habe als Ausrichter neue Maßstäbe gesetzt: „Ruhpolding hat zweifelsohne das modernste Stadion im gesamten Skisportbereich und damit Standards für die Zukunft gesetzt.“