Sachenbacher-Stehle: Rückkehr trotz Doping-Sperre?
München (dpa) - Die nach dem Doping-Skandal bei Olympia für zwei Jahre gesperrte Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle hat eine Rückkehr in den Wettkampfbetrieb schon im kommenden Winter nicht ausgeschlossen.
Falls der Internationale Sportgerichtshof CAS ihre Zweijahressperre auf sechs Monate verkürzen sollte, „dann gäbe es theoretisch die Möglichkeit, in die kommende Saison wieder einzusteigen“, sagte ihr Anwalt Marc Heinkelein im Bayerischen Fernsehen. Zuletzt hatte der CAS in ähnlich gelagerten Fällen die Dopingsperren gegen die jamaikanischen Leichtathletik-Olympiasieger Asafa Powell und Sherone Simpson von ursprünglich eineinhalb Jahren auf ein halbes Jahr verkürzt.
„Ich hoffe auf ein gerechtes Urteil, dass ich mit der ganzen Sache meinen Frieden finden kann“, sagte Evi Sachenbacher-Stehle am Samstag im „Blickpunkt Sport“. Es sei, ergänzte Heinkelein, „der Evi ganz wichtig, klarzumachen, dass sie nicht vorsätzlich gedopt hat.“ Das würde auch das durch den Biathlon-Weltverband IBU gefällte Urteil „klipp und klar“ belegen.
Nachdem die Internationale Biathlon-Union die 33 Jahre alte ehemalige Langläuferin nach ihrer positiven Dopingprobe bei den Winterspielen - ausgelöst durch ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel - rückwirkend vom 17. Februar an mit der Höchststrafe belegt hatte, lässt die Sportlerin aus Reit im Winkl das Urteil vor dem CAS überprüfen. Bei der zweimaligen Langlauf-Olympiasiegerin war die nur im Wettkampf verbotene Stimulanz Methylhexanamin nachgewiesen worden.
„Wenn ich einen Strafrahmen bis zwei Jahre habe und feststellen muss, dass der vorsätzliche EPO-Doper, der normalerweise die Höchststrafe bekommt, gleichgestellt ist mit jemandem, der unbewusst ein kontaminiertes Nahrungsergänzungsmittel genommen hat, dann stimmt irgendwo die Welt nicht mehr. Deswegen dieser Gang vor den CAS“, sagte Heinkelein.
Nach der positiven Dopingprobe und dem Ausschluss aus dem Olympia-Team sei sie „ungefähr einen Monat lang wie in einer Schockstarre“ gewesen, sagte Deutschlands einstiger Wintersport-Liebling. Dann sei die Schutzmauer gebröckelt, seien die Emotionen gekommen. „Da war ich wirklich froh, dass ich so eine tolle Familie hinter mir habe“, sagte Evi Sachenbacher-Stehle und konnte die Tränen nur schwer zurückhalten.
Sie habe, verriet sie dem Magazin „Stern“, „trainiert, nicht ganz so viel wie früher, aber doch bis zu 15 Stunden in der Woche. Immer mit dem Gedanken im Kopf: Wofür mache ich das eigentlich? Darf ich noch mal zurückkommen? Andererseits brauche ich Bewegung. Der Körper verlangt danach, ich habe schließlich mehr als mein halbes Leben lang Leistungssport betrieben. Da kann man nicht einfach so auf Null runterfahren.“
Momentan absolviert sie ein Praktikum in einer Reha-Klinik. Zudem kündigte sie an, Ernährungswissenschaften studieren zu wollen. „Ich interessiere mich schon lange für das Thema und will es jetzt richtig wissenschaftlich angehen. Ich werde das Studium schon in diesem Herbst beginnen. Vielleicht als Vollzeitstudentin, vielleicht parallel zum Sport.“