Starker Saisonauftakt: Schempp bereit für mehr
Hochfilzen (dpa) - Simon Schempp war noch nie ein Lautsprecher. In den Vordergrund spielt sich der 26-Jährige lieber durch Leistungen. Und diese sind nach den ersten beiden Biathlon-Weltcups mit zwei zweiten Plätze vielversprechend.
Als Nummer eins im deutschen Team sieht sich Schempp dennoch nicht. „Ich hätte natürlich kein Problem damit, aber eine Hierarchie gibt es in unserer Mannschaft nicht“, meinte der Uhinger nach seinem Doppel-Podium in Hochfilzen zurückhaltend. Im Sprint und Verfolgung wurde er jeweils Zweiter.
Schempp genießt den Moment und hofft, dass die Leistungskurve konstant oben bleibt. Schwankungen hat er sowieso einkalkuliert. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Start. Es wird Aufs und Abs geben. Aber wir haben dieses Jahr auch relativ viele Grundlagen gelegt und mehr Stunden trainiert als in der vergangenen Saison. Ich hoffe, dass uns das hinten raus in der Saison zu Gute kommt“, meinte Schempp, der das deutsche Team insgesamt im Soll sieht: „Ich denke schon, dass wir die Erwartungen erfüllt haben, aber auch noch nicht übererfüllt.“
Jetzt ist er oben, und da will er auch bleiben. Ziele sind die Top Ten im Gesamtweltcup und mindestens eine Medaille bei der WM im März in Finnland. Die Staffel-Plakette ist nach Silber bei den Olympischen Spielen in Sotschi fest eingeplant.
Und wenn es doch anders kommt? Schempp weiß auch, wie es ist, wenn es nicht läuft. 2010 war er leistungstechnisch am Boden, musste die Saison abbrechen, weil nichts mehr ging: Belastungen hielt er nicht stand, an Wettkämpfe war nicht zu denken. Er biss sich durch. „Das vergisst man nicht, so was prägt einen schon relativ stark, weil es keine einfache Zeit war“, bekannte Schempp, von 2008 und 2011 mit Miriam Gössner liiert.
Sein engster Vertrauter in der Mannschaft ist Zimmerkollege Andreas Birnbacher, der sich nach mehreren Verletzungen und einer enttäuschenden Olympia-Saison erst wieder ins Weltcup-Team zurückkämpfen musste. „Andi und ich sind relativ eng verbunden. Wir waren schon zusammen im Urlaub und unternehmen auch so relativ viel gemeinsam“, erzählte Schempp: „Wenn es bei einem mal nicht läuft, dann zieht einer den anderen hoch. Das funktioniert einfach.“ Insgesamt herrscht im deutschen Männer-Team eine gute Stimmung, die mannschaftliche Geschlossenheit ist die große Stärke.
Sehnt Schempp derzeit Schnee in seiner Wahlheimat Ruhpolding herbei, wo im Januar der zweite deutsche Weltcup stattfindet, zieht es den Schwaben in der kurzen Urlaubszeit ausschließlich ans Meer. In diesem Jahr war er mit mehreren Freunden in Thailand. „Am Strand erhole ich mich einfach zehnmal besser. Die Saison ist ewig lang und man ist froh, wenn man Zeit zum Verschnaufen bekommt. So ein Urlaub ist die einzige Zeit, wo man zwei Wochen mal die Beine hochlegen kann.“
An das Reiseziel im kommenden Jahr verschwendet Schempp derzeit keinen Gedanken: „Ich habe nur Biathlon im Kopf und will gute Ergebnisse abliefern.“ Vielmehr hat er Weihnachten im Hinterkopf. Die Geschenke hat er noch nicht gekauft, das könnte eher Stress hervorrufen als der Kampf Mann gegen Mann in der Biathlon-Loipe. „Ich bin nicht der Typ, der schon vier Wochen vorher weiß, wem er was schenkt. Das kommt eher auf den letzten Drücker.“