Team-Psychologe macht Biathlet Lesser stark

Ruhpolding (dpa) - Für die Rückkehr zur alten Stärke hatte Erik Lesser eine ganz simple Erklärung. „Ich hatte ein Gespräch mit unserem Teampsychologen und habe das mal ganz pauschal besprochen“, sagte der Thüringer nach seinem ersten richtigen Weltcup-Sieg in Ruhpolding.

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„Wer schon Olympia-Medaillen gewonnen hat und Weltmeister war, der weiß wie es geht“, befand Männer-Bundestrainer Mark Kirchner nach der Biathlon-Gala seines 27 Jahre alten Schützlings im tief verschneiten Oberbayern.

Kaum war der Winter da, war auch Lesser wieder besser. Die Kritiker strafte der Skijäger aus Thüringen mit seiner starken Leistung Lügen. Denn bis zu seinem Massenstart-Sieg war seine fehlende WM-Norm ein Aufreger gewesen. „Ich kann immer wieder nur das Gleiche antworten, was ich den letzten Wochen schon gesagt habe. Ich habe überhaupt nicht dran gezweifelt, weil ich weiß, wie der Erik arbeitet“, meinte Kirchner dazu nur.

Lesser selbst war beim Thema WM-Norm an die Decke gegangen: „Wer mich auf 180 bringen will, muss das ansprechen.“ Immer wieder hatte der Verfolgungs-Weltmeister und Olympia-Zweite im Einzel gefordert, in Ruhe arbeiten zu dürfen.

In Ruhpolding hat er sich am Samstag mit seinem zweiten Weltcup-Sieg - der WM-Titel 2015 zählte ebenfalls zum Weltcup - eindrucksvoll zurückgemeldet. Beim letzten Schießen blieb er ganz cool. Er traf alle fünf Scheiben und hängte sogar den Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade aus Frankreich ab. Danach lief Lesser mit gekreuzten Armen ins Ziel, die 21 000 Zuschauer verwandelten die ChiemgauArena in einen Hexenkessel.

„Das ist mittlerweile Standard, falls ich auf das Podium komme. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich meine Lieblings-Mannschaft aus Aue damit grüße“, sagte Lesser über seine Geste. Er ist Fan des Fußball-Drittligisten Erzgebirge Aue. „Wir sind stolz auf Ihn!“, gratulierte Präsident Helge Leonhardt seinem Ehrenmitglied.

„Ich habe es geschafft, ein gutes Rennen abzuliefern. Das war mein Ziel. Dass da gleich der Sieg rausspringt, hätte ich so jetzt nicht erwartet. Aber ich nehme es gerne als Beibrot mit“, sagte Lesser. Nach seinem Coup hielt er sich nach Lesser-Art zurück. Zu den Favoriten im nächsten Wettkampf, dem Sprint am Freitag in Antholz, will er nicht gehören. „Wenn man das behauptet, kann man mich jetzt damit auf 180 bringen.“

Lesser will sich erst einmal erholen und als Alpin-Skifahrer versuchen. „Ich werde regenerieren, am Montag fahre ich dann ganz gemütlich nach Antholz. Am Nachmittag werde ich ein bisschen Alpin fahren gehen, und mir das Knie kaputt machen oder sowas“, übte er sich in seinem für ihn typischen Humor.