Tortur für Gössner: Olympia in Gefahr

Ruhpolding (dpa) - Für Miriam Gössner wird es eng mit dem Formaufbau für Olympia. Vier Monate nach ihrem schweren Unfall mit dem Mountainbike in Norwegen hofft die Biathletin, dass es noch reicht bis zu den Winterspielen im Februar.

„Sotschi ist das ganz, ganz große Ziel dieses Jahr. Ich werde alles dafür tun, dass ich da wieder zu 100 Prozent fit bin. Und dass die Form wieder stimmt.“ Noch immer kann die 23-Jährige ihre Beruf nicht ohne Schmerzen ausüben. „Ich bin froh, dass ich überhaupt schon trainieren kann, weil alle Ärzte gemeint haben, dass es so schnell nichts wird.“ Mannschaftsarzt Bernd Wolfarth sagt: „Sie hatte Glück im Unglück. Sie hätte auch querschnittsgelähmt sein können.“

Miriam Gössner saß am Donnerstag hinten im großen Pressesaal in Ruhpolding, als Wolfarth die Verletzung der Hoffnungsträgerin erläuterte. „MTB-Sturz mit 3-facher LWK-Fraktur, konservative Behandlung, Wiedereinstieg in die volle Trainingsbelastung“, stand in großen Buchstaben auf der Leinwand. „Es wird noch die eine oder andere Woche dauern, bis sie voll belastbar ist“, sagte Wolfarth.

Gössner quält sich. „Joggen geht, Rollern geht - es geht eigentlich alles so einigermaßen, aber ich darf nicht übertreiben“, meinte sie. Auch Kraft- und Stabilisationstraining - all das bekommt sie hin, doch die Schmerzen gehen nicht weg. Ein bis drei Jahre würde es noch wehtun, habe man ihr gesagt.

„Mal ist die Motivation super, wenn es nicht so sehr wehtut. Mal ist die Motivation nicht ganz so gut, wenn ich rausgehen und trainieren möchte und nach zehn Minuten wieder nach Hause muss, weil es einfach gar nicht funktioniert.“

Am Schießstand war sie erstmals wieder im August. Zweieinhalb Wochen hat sie bei Björndalen-Trainer Joar Himle trainiert. „Es ist ja wohl bekannt, dass ich nicht die beste und stabilste Schützin bin, das alleine ist schon Anlass genug, dass ich da hoch gehe.“ In Norwegen, der Heimat ihrer Mutter, habe alles „wirklich super funktioniert. „Klar tut's weh beim Hinlegen, beim Hinstellen, bis ich in der richtigen Position ist“, erzählte sie. „Aber dadurch, dass der Schmerz immer da ist und der Rücken immer Probleme macht, ist es eigentlich auch nicht mehr so schlimm.“ Die Ärzte hätten ihr gesagt, dass nichts passieren könne. „Es ist ok, dass es wehtut. Man akzeptiert es.“

Der Weltcup-Auftakt in Östersund/Schweden Ende November könnte viel zu früh für die Garmischerin kommen. Selbst Olympia im Februar ist in Gefahr. „Ja klar“, gibt sie zu, „habe ich mich mit dem Gedanken befasst. Wenn es nicht funktioniert, dann werde ich schauen, dass ich wieder komplett gesund werde. Wenn es nicht klappt, dann klappt es nicht.“

2018 in Südkorea will sie „definitiv“ noch dabei sein. „Da wäre ich dann 27, das ist noch ein Alter, das ok ist. Da kann man noch Sport machen.“ Ihren Humor und ihr Lächeln hat sie nicht verloren. Die Sicht auf das Sportlerleben jedoch hat sich durch die „sehr, sehr schwere Verletzung“ verändert. „Man merkt schon, dass es im Leben noch Wichtigeres gibt.“