Trost von Neuner für Gössner
Oberhof (dpa) - Als Miriam Gössner die Tränen nach dem Olympia-Aus weggewischt hatte, gab es viel Trost . „Es tut mir richtig leid, aber ich denke es war richtig von Miriam. Es bringt aus meiner Sicht nichts, wenn man nicht 100-prozentig fit ist“, sagte Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner.
Die Finnin Kaisa Mäkärainen widmete der von Rückenschmerzen geplagten „Freundin Miri“ sogar ihren zweiten Platz im Biathlon-Verfolgungsrennen von Oberhof hinter Darja Domratschewa. Und Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle meinte: „Das ist traurig für die Miri. Aber alles, was negativ ist, kommt irgendwann positiv zurück.“
Die Tränen hatte Gössner nicht zurückhalten können, als der alles entscheidende Satz über ihre Lippen gekommen war. „Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht nach Sotschi fahren werde und erst mal versuche, wieder gesund zu werden.“ Dann brach ihre Stimme, und die 23-Jährige schlug am Samstag auf der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz schluchzend die Hände vor dem Gesicht zusammen.
„Sie orientiert sich ja nicht an mittelmäßigen Leistungen, sondern an Laufleistungen von Domratschewa und Mäkäräinen, weil sie da hingehört. Und wenn man dann so schmerzhaft spüren muss, dass man nicht den Hauch einer Chance hat, da anzugreifen, ist es natürlich entsprechend hart“, meinte Bundestrainer Gerald Hönig nach dem Aus der im vergangenen Winter noch als Medaillenkandidatin für Sotschi gehandelten Skijägerin. Eine Ersatzfrau für die 23-Jährige soll nicht auf Biegen und Brechen mit zu den Winterspielen genommen werden. „Erst, wenn die Leistung stimmt“, sagte Hönig.
Bei Gössner stimmte die Leistung in diesem Winter nicht mehr nach dem Unfall beim Mountainbikeausflug im Mai in Norwegen mit ihrer Schwester. „Man muss froh sein, dass sie überhaupt noch laufen kann. Das hätte auch viel, viel schlimmer ausgehen können“, erinnerte Mannschaftsarzt Bernd Wohlfarth. Der Arzt rechtfertigte noch einmal den frühen Wiedereinstieg der Atletin ins Training, der aus medizinischer Sicht unbedenklich gewesen sei.
„Aber Belastbarkeit im Spitzenbereich ist etwas anderes“, sagte Wohlfahrt. Und deshalb waren die Schmerzen auch ständiger Begleiter der zweimaligen Staffel-Weltmeisterin. „Es ist sinnvoll, die Saison abzubrechen“, sagte Wolfarth nun. Mittelfristig, meinte der Arzt, werde Gössner keine Probleme mit dieser Verletzung haben.
Unmittelbar nach ihrem emotionalen Auftritt war sie mit dem Auto nach Hause gefahren. Ihr Manager Peter Fischer wagte schon einmal einen Blick in die Zukunft. „Sie ist ein 23-Jähriges Mädchen, das einen starken Willen hat. Sie kann noch an zwei Olympischen Spielen teilnehmen und an x-Weltmeisterschaften. Das habe ich ihr gesagt, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist“, meinte Fischer.
„Jetzt steht erst einmal im Vordergrund, dass der Rücken wieder gut wird. Und dass ich dann wieder mit neuem Spaß und vor allem vielleicht weniger Schmerz die letzten drei Wochen mitmachen kann“, meinte Gössner. Auch wenn viele Sponsoren-Verträge mit Ende der Saison auslaufen, muss sich die Zollbeamtin keine Sorgen machen. „Sie ist eine attraktive Frau und kommt gut rüber“, sagte Fischer.
Sympathiepunkte gab es auch dafür, dass sie sich in ihrer schweren Stunde in die Öffentlichkeit wagte. Sie habe versucht, sagte Gössner, über Weihnachten noch einmal alles zu geben. „Aber es hat einfach nicht funktioniert. So macht es keinen Sinn“, meinte sie. „Und wenn man ehrlich ist, bei Olympia geht es um die Medaillen. Und da bin ich momentan mit meinem Rücken einfach nicht in der Lage dazu.“