Weltmeister Schempp: „Wusste, irgendwann muss es aufgehen“
Hochfilzen (dpa) - Diese Medaille bekommt bei Simon Schempp keinen Ehrenplatz. „Ich werde sie nicht in meinem Wohnzimmer oder an meiner Haustür aufhängen“, sagte der Biathlon-Weltmeister und hatte nach seinem Gold-Coup die Lacher auf seiner Seite.
„Sie kommt dahin, wo die anderen auch sind.“
Dabei ist das Massenstart-Gold von Hochfilzen doch ein ganz besonderes Edelmetall, weil der Uhinger eine gefühlte Ewigkeit darauf warten musste. Vorbei ist die Zeit, wo alle vom WM-Fluch sprachen. Schempp sei kein Mann für die wichtigen Events, habe bei den Höhepunkten seine Nerven nicht im Griff. Er hatte zwar achtmal Edelmetall geholt, aber nur mit Staffeln. Nie als Biathlon-Solist. „Es war nicht einfach, ständig damit konfrontiert zu werden“, bekannte der Schwabe. Nun ist er ein Schemppion.
Kamen Selbstzweifel auf? Da zögerte der 28-Jährige kurz. „Eigentlich nicht. Denn ich wusste, irgendwann muss es aufgehen“, sagte Schempp. Seine Emotionen konnte er nur schwer unter Kontrolle halten. Zu groß, zu emotional war dieser Moment. Immerhin hatte er vor seinem WM-Triumph schon elf Weltcupsiege gefeiert, mehr als seine Teamkollegen Arnd Peiffer, Erik Lesser und Benedikt Doll zusammen. Aber Einzel-Weltmeister waren die anderen, er nicht.
„Ich stand ja nicht nur zwei-, dreimal in meiner Karriere auf dem Podium und habe ein Rennen gewonnen. Wenn man die Wahrscheinlichkeit sieht, musste es irgendwann mal klappen“, sagte Schempp. „Natürlich habe ich lange auf den Tag gewartet, aber jetzt ist er endlich gekommen. Ich versuche jetzt alles aufzusagen, was möglich ist.“
Seit mehr als einem Jahr arbeitet Schempp mit einem Mentaltrainer zusammen. Nicht wegen seiner WM-Flaute, sondern um im Spitzenbereich die letzten Prozente rauszukitzeln. Vor dem Rennen kam eine SMS von ihm, mit dem entscheidenden Tipp. „Eigentlich mag ich es gar nicht, vor dem Wettkampf groß mit jemandem zu reden. Ich brauche eher meine Ruhe“, erzählte Schempp.
Sein Mentalcoach habe ihm am Tag vor dem Rennen „vorsichtig eine SMS geschrieben. Es lag an mir, ob ich sie anschaue oder nicht. Ich habe sie dann mehrfach durchgelesen. Jedesmal hatte ich ein Lächeln bekommen, und da bin ich vom Kopf her frischer in das Rennen gegangen.“