Zuschauen statt mitlaufen: Miriam Gössner wird zur WM-Touristin

Oslo (dpa) - Dieser eine Traum, ein Start bei der Biathlon-WM in Oslo, hat Miriam Gössner die letzten zwei schweren Jahre durchhalten lassen. Doch der ist geplatzt, denn die Freundin von Skistar Felix Neureuther wurde für den Sprint am Samstag nur als „Ersatzfrau“ nominiert.

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„Am Anfang ist es mir schon schwergefallen. Es war schon mein großer Traum, dass ich hier laufen darf“, sagte sie. Gössner wird nach ihrem freiwilligen Verzicht auf die Staffel nun zur WM-Touristin. „Wir haben diese Entscheidung aufgrund der Vorleistungen und Trainingseindrücke getroffen“, begründete Damen-Bundestrainer Gerald Hönig die Entscheidung gegen Gössner.

„Es sind leider sechs Mädels die stark sind und es dürfen nur vier laufen. Zwei müssen zuschauen, schade, dass ich eine davon bin. Aber es ist halt leider so.“

Wenn alle gesund bleiben, wird es wohl nichts für die 25-Jährige mit einem Start im Heimatland ihrer Mutter. „Gerade die letzten zwei Jahre, wo es verletzungs- oder krankheitsbedingt nicht so ging, war Oslo eine große Motivation für mich“, hatte Gössner, die fließend norwegisch spricht, vor der WM gesagt.

Die schon als Nachfolgerin von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner gehandelte Garmisch-Partenkirchnerin hatte sich nach ihrem schweren Radunfall im Frühjahr 2013, als sie nur knapp an einer Querschnittslähmung vorbei schrammte, zurückgekämpft. Ihr persönliches Drama mit dem Olympia-Aus 2014 und dem Verpassen der vergangenen WM gerieten endlich immer mehr in der Hintergrund. „Was mich ganz klar glücklich macht, dass mein Laufniveau wieder Weltspitze ist, dass ich von alleine wieder vorne mitlaufen und Gas geben kann. Das hat ja die letzten zwei Jahre nicht so funktioniert.“

Im Dezember schien sie wieder in der Weltspitze angelangt, als sie in Hochfilzen als Sprint-Dritte erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder auf dem Podium stand. Läuferisch ist sie tatsächlich wieder so stark wie früher, aber das Schießen bleibt mit einer mageren Trefferquote von 69 Prozent ihre Wackeldisziplin. Auch Feinjustierungen an ihrer Waffe brachten bisher noch nichts. „Das ist jetzt meine Aufgabe, dass ich im Sommer viel arbeite und noch konstanter werde. Und einfach die Lockerheit am Schießstand wieder bekomme“, sagt sie.

Gössner ist trotz oder gerade wegen ihrer gesundheitlichen Rückschläge, die sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere ziehen, gelassener geworden: „Dass es keine 100 Prozent mehr werden, ist glaube ich, jedem klar. Aber ich werde mich nicht beschweren, weil ich dankbar bin, dass ich mein Leben überhaupt noch so leben darf.“