Rekord-Weltmeister Bjørndalen: Höre nach der Saison auf

Oslo (dpa) - Ein Hintertürchen lässt sich Ole Einar Bjørndalen offen. Wieder einmal. Denn auf die Nachfrage, ob der erfolgreichste Biathlet der Geschichte nach dieser Saison nun wirklich - wie angekündigt - aufhört, kommt kein entschiedenes Nein.

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Ein erneuter Rücktritt vom Rücktritt sei zwar derzeit „absolut ausgeschlossen. Ich beende nach der Saison meine Karriere. Ich habe das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt ist.“ Aber das hat nichts zu heißen. „Wenn man aufhört, kommen viele neue Situationen auf einen zu. Und wenn ich dann nicht zufrieden bin, werde ich vielleicht doch weiterlaufen“, sagt der Rekordweltmeister- und Olympiasieger vor dem Start der Heim-WM in Oslo im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Überraschend käme eine Kehrtwende des 42-Jährigen, der bereits nach Olympia 2014 beim Thema Rücktritt eine Rolle rückwärts gemacht hatte, nicht. Immer wieder ist zu hören, dass er bis zu den Olympischen Spielen 2018 weitermachen wolle. Dafür spricht, dass ein russischer Sponsor dem Ausnahme-Athleten für geschätzte 1,5 Millionen Euro einen Fitness-Truck der Extraklasse gebaut hat. Zudem hat er noch keine Familie. Und auch im Athleten-Lager glauben viele nicht an sein Karriereende. „Ich bin überzeugt, dass er weitermacht“, sagt Frankreichs Superstar Martin Fourcade, der neue König der Skijäger. Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner orakelt: „Wenn er hier keine Medaille holt, können wir uns, glaube ich, auf Olympia 2018 freuen.“

An seine Zukunft verschwendet Bjørndalen derzeit keine Gedanken. Es zählt nur das hier und jetzt - das Ziel heißt: 20. WM-Gold. Dafür wäre der legendäre Holmenkollen die perfekte Bühne - auch wenn Bjørndalen in der Mixed-Staffel nicht dabei war. „Wenn ich gut drauf bin, habe ich die Möglichkeit zu gewinnen“, kündigt der „Kannibale“, wie er angesichts seiner unerreichbar erscheinenden Erfolge genannt wird, an. Das hält auch Magdalena Neuner für möglich. „Ole ist Mr. Biathlon und hat Biathlon zu dem gemacht, was es heute ist. Da fällt einem die Kinnlade runter, wenn man sieht, was er noch mit 42 drauf. Ich traue ihm auf jeden Fall eine Medaille zu.“

Zwar schwächelte Bjørndalen, der zum Saisonauftakt seinen 94. Weltcupsieg eingefahren hatte, wegen einer Erkältung in diesem Jahr. Aber der Norweger ist ein Meister seines Faches. Seine größten Chancen sieht er im Sprint, wie bei seinem sensationellen Olympiasieg 2014 in Sotschi. „Der Sprint ist meine Hauptstrecke. Am meisten Spaß macht der Massenstart, das ist wie die Formel 1. Eine Medaille in einem dieser beiden Rennen wäre für mich am schönsten.“

Auch mit 42 ist Biathlon sein „Hobby, Training keine Qual, sondern Spaß. Ich habe immer noch eine große Motivation und Ziele, fühle mich vom Kopf her immer noch sehr jung“, sagt der König der Skijäger, der aber auch Schwächen zugibt. Denn sein Drang nach Perfektionismus ist „meine Stärke, aber auch meine Schwäche.“

Im Kampf um die WM-Medaillen hat die Biathlon-Ikone auch die Deutschen auf der Rechnung, vor allem Simon Schempp: „Er ist für mich ein absoluter Titelkandidat.“

Derweil forderte Bjørndalen, der Mitglied der Athletenkommission des Internationalen Olympische Komitees ist, einen härteren Kampf gegen Doping. „Man sollte Doping mehr kriminalisieren, als Straftat sehen. Nicht nur die WADA sollte ermitteln, sondern in den Ländern müssten auch die lokalen Behörden viel mehr machen und das strafrechtlich verfolgen“, meint er. Doping sei ein riesiges Geschäft, einzelne Athleten hätten große Vorteile, aber auch Verbände und Ärzte. „In Italien ist Doping jetzt strafbar und wird gerichtlich verfolgt. Das ist sehr wichtig und richtig. Und es ist sehr schade, dass das nicht mehr Länder machen“, mahnt Bjørndalen.