Erst gebremst, nun Überholspur: Machata gibt Gas

Calgary (dpa) - Im Vorjahr noch ausgebremst, nun auf der Überholspur: Bobpilot Manuel Machata startete im ersten Weltcup-Rennen von null auf hundert und landete ganz oben.

Der erste Weltcupsieg des gebürtigen Berchtesgadeners auf der gefährlichen Piste von Whistler kam vor wenigen Tagen nicht von ungefähr. Der 102 Kilogramm schwere Modellathlet, der seit Saisonbeginn für den SC Potsdam startet, war schon im vergangenen Olympia-Winter auf allerhöchstem Niveau unterwegs und ebnete mit seiner Arbeit den zweiten Platz von André Lange im olympischen Viererbob-Rennen.

Denn als alle deutschen Vorzeigepiloten um Lange mit ihren neu angeschafften Singer-Viererbobs beschäftigt waren, testete Machata im Auftrag des Berliner Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) den neu gebauten „407er“ weiter. „Der dann ausgereifte Schlitten war ein großer Verdienst von Machata, der ein toller Testpilot ist“, sagte FES-Direktor Harald Schaale und bescheinigte schon damals dem Rotschopf glänzende Qualitäten: „Er war absolut talentiert und leistungswillig. Wir haben viele Sachen gemacht, die über das Normale hinausgehen. Dabei hatte er immer eigene Überlegungen mit eingebracht und diese André zur Verfügung gestellt.“

Für Machata, der Motorradfahren und schnelle Autos liebt, war der Sieg im Zweierbob beim Weltcup-Auftakt mehr als eine Genugtuung. Im vergangenen Winter war er in der Winterberger Selektion im FES-Bob schneller als Lange im Singer-Gefährt, überzeugte in Königssee und erhielt trotzdem kein Weltcup-Ticket. Im Europacup raste er aber von Sieg zu Sieg und gewann im großen Schlitten den Junioren-WM-Titel. „Er hat mit dem 407er einen enormen Erfahrungsschatz, dies wird ihm nun im Weltcup helfen“, vermutet Schaale. Die Tüftler vom FES hatten sich schon im Vorjahr dafür eingesetzt, dass der neue Schlitten und auch Machata mit zur Olympia-Testwoche nach Whistler fahren - vergeblich. Das Ende ist bekannt: Lange stürzte im Singer und wechselt zur alten Liebe „FES“ und fuhr damit zu Olympia-Silber.

Machata, der am Gymnasium als Skilangläufer angefangen und sich zwischenzeitlich als Rodler probierte, hatte daran schwer zu knabbern. Doch der ruhig wirkende Pilot, der spätestens auf der Startstrecke zum Heißsporn wird, kühlte sich schnell wieder ab. Sein Lieblingsritual mit seinen Jungs: Nach jeder Trainingseinheit im Sommer geht es nackt in den kleinen, aber kalten Bergfluss Ache. Im Winter probiert sich der 26-Jährige dann auch mal beim Eisbaden.

Anfang dieser Saison überzeugte er erneut und als Dank bekam er neben dem Weltcup-Ticket das Cockpit im vom Männermagazin „Playboy“ gesponserten Bob. Nach dem Achtungserfolg will er beim zweiten Weltcup in Calgary nachlegen. „Auf dieser einfach zu fahrenden Autobahn ist von Platz eins bis zehn alles möglich“, sagte er.