Friedrich im Zweierbob zur WM-Halbzeit auf Goldkurs
Winterberg (dpa) - Im Schneetreiben von Winterberg hat Titelverteidiger Francesco Friedrich die Goldspur gefunden.
Der jüngste Zweierbob-Weltmeister der WM-Geschichte erarbeitete sich zur Halbzeit der Weltmeisterschaft mit Anschieber Thorsten Margis einen komfortablen Vorsprung von 0,46 Sekunden auf Weltcup-Gesamtsieger Oskars Melbardis aus Lettland. Weitere 0,02 Sekunden dahinter liegt mit dem überraschend starken Ugis Zalims ein weiterer Lette auf dem dritten Rang.
WM-Debütant Johannes Lochner aus Stuttgart ist vor den abschließenden zwei Läufen am Sonntag Fünfter vor Junioren-Weltmeister Richard Oelsner aus Riesa, der nach dem ersten Lauf noch Zweiter war. Der Riesaer Nico Walther kam bei seiner ersten WM nicht über Zwischenrang 13 hinaus.
„Yeeeees“, schrie Friedrich nach zwei Laufbestzeiten heraus. Da konnte er selbst den leichten Startrückstand auf Melbardis verschmerzen. „Die Anfangsgeschwindigkeit ist entscheidend. Und da waren wir im oberen Bereich klar besser. Doch noch ist nichts gewonnen, wir fahren auch am Sonntag voll auf Angriff“, sagte Friedrich, der trotz Schneefalls mit 132,06 Stundenkilometern den schnellstes Schlitten des Feldes hatte. Cheftrainer Christoph Langen zeigte sich am Vorabend schon entspannt und sprach von einem entscheidenden Puzzleteil, was sein Trainerteam bei der Materialabstimmung gefunden hatte.
Dabei hatte Sportdirektor und Generalsekretär Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) am Morgen noch ein langes Gesicht gezogen: Schneefall bei plus ein Grad Celsius war genau das Wetter, was die Deutschen nicht wollten. Denn die Bahn im Hochsauerland ist direkt nach dem Start bis Kurve eins den Wetterkapriolen ausgesetzt. „Ich bin positiv überrascht“, betonte Schwab. Langen hatte schon vor der WM prognostiziert: „Statt Millionen von Euro in den Auslauf zu stecken, hätten sie lieber den oberen Bereich abdecken sollen. So bleibt die WM ein Lotteriespiel.“
Und so kam es im ersten Lauf auch zu Patzern der Favoriten: Melbardis war nach Lauf eins nur Siebter, der Schweizer Beat Hefti nur Elfter. „Die Stärke von Friedrich überrascht mich nicht“, sagte Melbardis, der im zweiten Lauf eine furiose Aufholjagd bis auf Rang zwei startete. Der Olympia-Zweite Hefti rutschte auf Rang acht vor, war aber stinksauer und verweigerte den Gang in die Mixed Zone.
Dort hatten die Deutschen mit Ausnahme von Nico Walther, der ratlos die Schultern zuckte, gut lachen. „Ich bin zufrieden mit der Startleistung, mit der Fahrleistung jedoch nicht“, sagte Lochner, dessen Onkel Rudi 1992 Olympia-Zweiter im Zweierbob war. Junioren-Weltmeister Oelsner, der mit der hohen Startnummer 30 ins Rennen ging, zahlte im ersten Rennen bei den Männern Lehrgeld: „Nach Platz zwei im ersten Durchgang hatte ich mir zu viel Druck auferlegt, und gleich lief es nicht mehr so.“