Friedrich will WM-Pokal gegen Melbardis verteidigen

Winterberg (dpa) - Francesco Friedrich ist sieben Zentimeter kleiner, sechs Kilogramm leichter und zwei Jahre jünger als Oskars Melbardis.

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Doch der unbändige Ehrgeiz und die vielleicht größere Portion Talent könnten für den jüngsten Zweierbob-Weltmeister in der Bobgeschichte ein Vorteil im WM-Duell gegen den lettischen Weltcup-Gesamtsieger sein. „Francesco hat an Kampfkraft gewonnen. Er hat aus den Niederlagen in Sotschi und aus dieser Saison gelernt“, sieht Bundes- und Heim-Trainer Gerd Leopold einen psychologischen Vorteil.

Der erfahrene Coach hat die Heim-WM in Winterberg akribisch vorbereitet, nahm sein „Jahrhunderttalent“ nach dem Zweierbob-Sieg in Innsbruck/Igls gegen Melbardis vorzeitig aus dem Weltcup-Zirkus und verpasste dem 24-jährigen Riesaer einen WM-Feinschliff. „Wir liegen im Bestleistungsbereich“, sagte Leopold und macht aus seinen Erwartungen keinen Hehl: „Wir erwarten wie einst bei Christoph Langen und André Lange auch von Francesco, dass er Siege produziert. Dafür haben wir ganzjährig gearbeitet.“ Auch Cheftrainer Christoph Langen sieht den Youngster schon in einer Führungsrolle des jüngsten und zugleich größten deutschen WM-Teams in der WM-Historie. „Er und Maximilian Arndt müssen vorangehen. Sie müssen um die Medaillen fahren“, forderte Langen, der mit Johannes Lochner ein weiteres Ass im Ärmel hat. Der 24-Jährige überzeugte in den ersten beiden Trainingsläufen mit Bestzeiten.

Friedrich weiß um seine Stärke, wollte nicht alles aufdecken. Auch kann er mittlerweile mit der gestiegenen Erwartungshaltung umgehen. Nach der Sotschi-Pleite, als die Deutschen erstmals seit 50 Jahren ohne olympische Medaille heimreisten, setzte der für den BRC Riesa fahrende Pilot mit dem Zweierbob-Sieg in Lake Placid (Melbardis Zweiter) ein Signal im nach-olympischen Winter. „Wir waren gleich im ersten Rennen wieder da, haben das Bobfahren nicht verlernt. Das war wichtig für den Kopf. Nun wollen wir die Saison auch mit einem Erfolgserlebnis beenden“, sagte der Sachse, der den begehrten (Wander-)Pokal mit ins Sauerland brachte. „Na klar will ich den Pott auch bei der Heimreise wieder im Kofferraum haben.“

Auf der sogenannten Starterbahn in Winterberg kommt es auf Nuancen an. Jede verlorene Hundertstel am Start könnte selbst bei einer Ideallinie auch nach vier Läufen noch entscheidend sein. „Es war die ganze Saison ein spannendes Duell mit Friedrich. Ich freue mich auf die WM“, meinte Melbardis, der in La Plagne auch das Zweierbob-Rennen bei der parallel ausgetragenen Europameisterschaft gegen Friedrich verlor. Dafür wurde Melbardis im Viererbob erstmals Europameister und in der Heimat wie ein Staatsheld gefeiert. Regierungschefin Laimdota Straujuma nannte den Piloten den „Stolz des lettischen Sports“.

Allerdings wartet Melbardis immer noch auf seine erste WM-Medaille im kleinen Schlitten. Und nach einer fast reibungslos verlaufenen Saison mit insgesamt sieben Weltcup-Siegen in beiden Disziplinen musste er bislang keinen Rückschlag verkraften. Anders Friedrich, der nach seinen Auftaktsieg in Übersee zu Jahresbeginn ein kleines Tief hatte. Ausgerechnet auf seiner Heimbahn in Altenberg und danach in Königssee kämpfte er mit Materialproblemen und einer schlechten Fahrlinie. Doch der akribisch arbeitende Athlet meldete sich mit den Siegen in La Plagne und Innsbruck/Igls zurück. „Mein WM-Gerät steht. Jetzt holen wir nur noch die wenigen Hundertstel am Start auf“, so die Kampfansage von Friedrich an seinen lettischen Dauerrivalen.